Mittels Althaussanierung zum ökologischen Super-Niedrigenergiehaus: Die monolithische Wasserzisterne ist aus Beton und hat ein Fassungsvermögen von 6000 Litern.

Foto: Heinz Leo Liebminger

Die Regenwasserzapfstelle.

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Der Regenwasser-Manager befindet sich im Keller und sorgt dafür, dass das Wasser von der Zisterne ins Haus gelangt.

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Holt die Natur ins Haus: Heinz Liebminger.

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"Auf zur Mülltrennung!" So in etwa beginnt der Ökologismus als neue Religion der Wohlstands-Eliten. Heinz Liebminger ist zwar nicht unbedingt ein urbaner Atheist, er wohnt in Judenburg in der Steiermark. Dafür hat er aber noch mehr Demut gegenüber der Natur. Seit mittlerweile sieben Jahren verwendet er in seinem Ökohaus-Althaus Regenwasser zum Wäschewaschen, für die Klospülung und auch für Garten- und Raumpflege. Ein Zweifamilienhaus aus den 60er-Jahren, umgebaut zu einem ökologischen Super-Niedrigenergiehaus.

Sparpotenzial

Liebminger lebt also nicht nur nachhaltig im besten Sinne, er spart sich damit auch nicht wenig Geld. Und rechnet gerne vor: "Im Ökohaus werden zwei Drittel an Trinkwasser eingespart. Liegt der Bedarf bei 150 bis 200 Kubikmeter pro Jahr und kostet der Kubikmeter Wasser inklusive Abwassergebühren etwa fünf Euro, so spart man sich 750 bis 800 Euro im Jahr. Das ist ein schöner Kurzurlaub in Griechenland für zwei Personen".

Auf Folgekosten bedacht sein

Das klingt sexy, für den Diplomingenieur ist das Schlüsselwort aber "Lebenszykluskosten": Von der Errichtung bis zur Entsorgung eines Bauwerks. Entscheidend seien die Folgekosten, die 70 bis 80 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Die Errichtungskosten wären das geringere finanzielle Übel. Jeder Österreicher verbraucht im Schnitt zwischen 135 und 150 Liter Wasser am Tag, davon trinkt er höchstens drei Liter. Im Endeffekt wären Einsparungen um die 50 Prozent drinnen. 

Der Dreck muss weg

Baulich ist das Ganze minutiös durchgeplant: Das Regenwasser fließt über Dachrinnen in Regenfallrohren hinunter in eine Wasserzisterne, einen monolithischen Körper, der einen Filter hat ähnlich einem Edelstahlsieb. Hier kommt der grobe Dreck weg. In einem zweiten Reinigungsprozess wird das Wasser in einen beruhigten Zulauf eingeleitet. Dabei bleiben leichtere Schmutzelemente an der Wasseroberfläche (beispielsweise Öle und Fette), schwere Elemente (Sand) setzen sich hingegen am Boden ab.

Alles weitere erledigt der Regenwasser-Manager im Keller. Und der ist übrigens kein Mensch. Liebminger: "Beim Einschalten des Gerätes wird mit Druck Wasser aus der Zisterne angesaugt, die Entnahme folgt immer 20 Zentimeter unter dem höchstem Wasserstand. Somit ist höchste Sauberkeit gewährleistet. Für den Fall, dass nicht genügend Regenwasser vorhanden ist, wird nur so viel Trinkwasser nachgespeist, wie gerade benötigt wird. Ein Vorteil vom Regenwasser-Manager ist auch, dass Strom gespart wird."

Regenwasser zum Waschen

Über Verbindungsleitungen an den Außenseiten der Außenwände kommt das Regenwasser ins Klo oder etwa in die Waschmaschine. Letztere hat zwei Anschlüsse für Kalt- und Warmwasser. Die Temperatur wird automatisch zusammengemischt, das warme Wasser kommt aus dem solarbetriebenen Boiler. Heinz Liebminger sieht praktisch nur Vorteile und sagt: "Das Regenwasser ist ja sehr weich. Beim Wäschewaschen fällt das Problem der Verkalkung weg, man braucht weniger Waschpulver, und ein Weichspüler ist auch nicht nötig."

Er fände es außerdem "idiotisch", mit Trinkwasser im WC runterzulassen. Österreich ist zwar ein wasserreiches Land, "aber wir haben ein Qualitätsproblem".

Gute Qualität

Über bauliche Ästhetizismen lässt sich auch streiten; am Dach des Ökohauses prangen Vakuumkollektoren als Bestandteil einer thermischen Solaranlage. Dazu kommt noch eine Fotovoltaikanlage.

Liebminger sieht es technisch nüchtern, folgt dem Prinzip "form follows function". Viel wichtiger sei es, dass die Dinge funktionieren. Sogar die Wäsche wird sauber, die Skepsis der Familie sei verflogen. "Ich hab das Wasser schon getrunken, wollte aber wissen, ob es Qualität hat." Im Technolekt also: Es entspricht der deutschen Trinkwasserverordnung für Wasserentnahme-Anlagen bis zu 1000 Kubikmeter pro Jahr. (Florian Vetter, derStandard.at, 19.5.2010)