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Immer gut für einen Sager: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat mit seinen Griechenland-Zweifeln Angela Merkel verstimmt.

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Immer lauter wird die Kritik an dem milliardenschweren Rettungspaket, das die EU-Staaten für den Euro geschnürt haben: Hier entstehe eine riesige Schuldenblase, die den Euro sprengen könne.

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Berlin/Washington/Athen - Nur kurz währte die Freude über den Euro-Rettungsschirm, der erst vergangenes Wochenende geschnürt wurde und die Märkte kurzfristig beruhigte. Immer lauter werden nun die Stimmen, die vor einer Schuldenblase warnen und laut ein Auseinanderbrechen des Euro befürchten, so der frühere US-Notenbankchef und nunmehrige Berater der US-Regierung, Paul Volcker, der bei einer Rede in London drastische Folgen der europäischen Schuldenkrise nicht ausschloss: "Es gibt das große Problem, dass der Euro möglicherweise auseinanderfällt" , sagte der 82-Jährige.

Unkalkulierbares Abenteuer

Auch ifo-Chef Hans-Werner Sinn warnte vor gefährlichen Folgen des Euro-Rettungspaketes. "Wir stürzen uns mit dem neuen Gewährleistungsgesetz in ein unkalkulierbares Abenteuer" , sagte Sinn der Süddeutschen Zeitung. Europa drohe "eine gewaltige Schuldenblase aufzubauen, die mit einem gewaltigen Knall platzen wird" . Zugleich warf der Ökonom Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, zu wenig für die Interessen Deutschlands getan zu haben. Die deutsche Staatskrise sei "vorprogrammiert" , sagte Sinn. Aus seiner Sicht hätte sich Merkel gegen den Rettungspakt wehren müssen. "Der Pakt bedeutet nichts anderes, als dass Deutschland für die Schulden anderer Länder geradesteht. So sehr ich den Euro für richtig halte: Ich verstehe, wenn sich nun viele Deutsche hereingelegt fühlen."

Auch Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, hegt Zweifel an den Programmen, mit denen die EU-Regierungen durch die Finanzkrise durchtauchen wollen. Griechenland könne die Schuldenkrise nicht bewältigen, sagte er in einer ZDF-Sendung. "Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln." Nach Ackermanns Worten muss Griechenland stabilisiert werden. Wenn das Land fiele, würde die Krise mit großer Sicherheit auf andere Länder übergreifen und könnte zu einer Art Kernschmelze führen.

Die deutsche Regierung wies diese Zweifel Ackermanns zurück. Sowieso soll es bei den Beratungen zum Rettungspaket für Griechenland Streit gegeben haben. Laut der spanischen Zeitung El Pais soll Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Angela Merkel mit einem Austritt aus der Währungsunion gedroht haben.

Uneinig sind sich Experten auch darüber, wie eine Umschuldung bzw. eine Schuldenstreichung zu bewerten wäre. Ackermann hatte betont, dass alles getan werden müsse, um eine solche zu vermeiden. Denn bei einer Umschuldung würden die Geldgeber Griechenlands, darunter deutsche Institute, auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen.

Dies wird auch in der österreichischen Ökonomen-Szene so gesehen. Michael Böheim vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo sagte bei der Jahrestagung der Österreichischen Nationalökonomischen Gesellschaft, dass "mit dem Griechenland-Paket den deutschen Banken geholfen" wurde. Auch wenn die Griechen sparen, werden sie irgendwann einen Schuldenerlass brauchen, meint der Wifo-Experte. Denn mit all den griechischen Sparprogrammen werde lediglich die Neuverschuldung zurückgefahren, der Schuldenstand bleibe aber.

Goldpreis auf Rekordstand

Die anhaltenden Unsicherheiten schickten den Euro einmal mehr auf Talfahrt und trieb den Goldpreis in lichte Höhen. Anleger aus der Eurozone zahlten erstmals mehr als 1000 Euro für die 31,1 Gramm schwere Feinunze. Auch in US-Dollar, in Pfund Sterling und in Schweizer Franken berechnet, stieg der Goldpreis auf Rekordniveau. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise bis auf 1,2433 Dollar und war damit so billig wie seit November 2008 nicht mehr. (Reuters, dpa, ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.5.2010)