Bei Blaulicht Luxus:

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der neue Riegi-Küchenchef Georg Rotböck zeigt seine Könnerschaft mit überraschenden Kompositionen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Handschuhe, die das Personal sich zum Auftragen der Speisen überzieht, sind weiß, die Tischtücher ebenso. Ansonsten aber rücken einem die Farbkombinationen im Riegi doch einigermaßen zu Leibe.

Der blaue, von hinten beleuchtete Milchglashimmel mag ja angehen, in Verbindung mit den grell orangen, gold und rot und grün bepinselten Deko-Bildern an der Wand aber wird das alles ein bissl viel. Dass weniger eigentlich mehr wäre und Kreativität in der Gastronomie sich idealerweise auf das konzentriert, was aus der Küche kommt, könnte vielen heimischen Edelrestaurants ins Stammbuch geschrieben werden.

Und die hat der neue Küchenchef Georg Rotböck auch ziemlich gut drauf. Rotböck war Souschef bei Gradwohl im Meinl selig und zuletzt in Kristians Monastiri tätig. Mit der Position im Riegi steigt er in die zusehends ausgedünnte Riege der Wiener Spitzenköche auf - immerhin waren die Vorgänger Harald Riedl und Alexander Sowinetz hier stets für einen Michelin-Stern gut.

Das merkt man auch an den Preisen. Vorspeisen ab 20 Euro, Suppen um zehn und mehr, Hauptspeisen jenseits der 30 Euro: In der Fressmetropole London sitzt man um so viel Geld dieser Tage schon bei Köchen der Weltliga auf dem Schoß. Da darf man sich nicht wundern, wenn sich die berüchtigt preisbewussten Wiener Gäste beim Besuch von Edellokalen rar machen.

Kunstvolle Einlage

Suppen mögen die günstigsten Positionen auf der Riegi-Karte sein, deshalb sind sie aber keineswegs weniger interessant. Die geeiste Radieschensuppe fängt die frische Schärfe der Frühlingsknolle toll ein, dazu gibt es angeräucherten Huchen, süßsauer mariniert, in hauchdünnen Toast gepackt und knusprig gebraten: sehr gut. Die ganz und gar entfettete Fisch-Consommé betört mit kraftvollen Aromen und einer kunstvollen Einlage aus geschichtetem, herrlich mürbem Oktopus und eingelegten Tomaten.

Die Kombination aus einem Radl Spanferkelstelze, das um pikant mariniertes und mit Erdnüssen angereichertes Frühkraut gewickelt ist, und einem großen (aber doch recht einsamen Flusskrebs) macht dagegen weniger Freude - auch wegen der 23 Euro, die dafür fällig werden. Grandios hingegen die Kombination aus Steinbutt und Kalbszunge mit Curryöl, die durch Bierradi - als Chutney, Creme und mit Gelbwurz marinierte Scheibe - zartbittere Kontrapunkte gesetzt bekommt. Crépinette von Bluttaube und Wachtel wirkt so klassisch, wie Hochküche nur sein kann - wenn da nicht dieses Rhabarber-Fenchelgemüse wäre, bei dem Rotböck auf berückende Weise mit süßsauren Nuancen spielt. Unverändert: die beachtliche Weinkarte, der man sich am besten über die klug zusammengestellte Menübegleitung von Sommelier Patrick Hopf nähert. (Severin Corti/Der Standard/rondo/14/05/2010)