Immer öfter lesen wir, dass die heimische Polizei bei Verdächtigen ein bisserl rabiat anklopft. Bei den Tierschützern, deren Prozess sich seit Wochen ohne Sachbeweis dahinschleppt (die Richterin möchte auch über legale Demonstrationen etwas wissen, "um ein Gesamtbild zu bekommen"), wurden die Türen aufgesprengt, die Leute mit vorgehaltener Waffe aus den Betten geholt und kräftig herumgeschubst. Jetzt rückte man bei den drei Verdächtigen im Fall der vermissten Julia K. mit der "Kavallerie" (interner Jargon für Spezialeinheiten) an, brach die Türen auf und stürmte die Bude von ein paar Klein-Dealern. Ein "Schäferhund" (nach Bildern zu schließen, ein eher kleiner Mischling) wurde wegen renitenten Bellens zuerst mit der Schrotflinte, dann mit dem Sturmgewehr endbehandelt.

Wird das jetzt Usus? Einer der Verdächtigen hatte eine Gaspistole. Soll man nicht haben, sonst geht's einem wie dem Opa, der kürzlich von der Polizei umgenietet wurde. Die Dinger sehen so echt aus. Und es waren Drogendealer.

Die Verhältnismäßigkeit der Mittel muss trotzdem gewahrt bleiben. Noch dazu, wenn keine Hinweise auf Gewalttätigkeit vorlagen und die Verdächtigen nach zwei Tagen wegen mangelnden Tatverdachtes in dem Fall des vermissten Mädchens entlassen werden müssen. (Hans Rauscher/DER STANDARD-Printausgabe, 14.5.2010)