Luftpolster schützen das Fahrrad im biknd helium und sparen dabei Gewicht.

Foto: biknd

Es ist schon eine Montiererei, bis man das Rad in der Tasche, aber dann kann eigentlich nicht mehr viel passieren.

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Im ersten Moment dachte ich, der Kerl zwei Reihen vor mir springt jetzt gleich durch das kleine Fenster im Flugzeug und zeigt da draußen am Flugfeld, dass Bruce Willies in "Die Hard" ein Weichei ist. Sein Kollege versucht, ihn zuerst zurückzuhalten, aber nur Sekunden später hat auch er seine zitierbaren Vokabel vergessen und singt mit seinem Freund das gleiche Lied von Mord, Totschlag und Blutvergießen.

Damit war, nur Minuten nachdem der Landungsapplaus, den es nach dem Aufsetzen der Maschine in Palma de Mallorca gegeben hat, verebbt war, dieser auch schon fast wieder vergessen. Bevor sich die Türen des Fliegers öffneten, gingen die Ladeklappen auf und die Passagiere konnten sehen, wie ihr Gepäck entladen wurde. Zwei Reihen des Fliegers okkupierte eine Gruppe Radfahrer, die man phonetisch dem Wiener Raum zuordnen würde. Und als die gesehen haben, wie ihre vermeintlich teuren Rennräder von der Maschine direkt auf den Hänger geworfen wurden, verloren sie der Reihe nach die Fassung.

Die Räder - Lenker und Pedale waren abmontiert – hatte jeder von ihnen in einen großen Karton verpackt, drauf geschrieben, wo oben ist und dass der Inhalt mit Vorsicht zu behandeln sei. Doch das Bodenpersonal in Palma kümmerte sich darum recht wenig, und bis die Räder auf dem Hänger waren, konnte jeder sehen, dass zumindest eines der Fahrräder genauso rot war, wie der Kopf des brüllenden Anführers.

Die Räder für den Flug in Karton zu verpacken hat entscheidende Vorteile: Es ist billig und es ist leicht. Der Nachteil ist: Die Räder sind jetzt nicht wirklich gut geschützt – was wohl mitverantwortlich dafür war, dass die Räder mehr geflogen sind, als sie vielleicht geschupft wurden: die Verpackung war unhandlich.

Flightcases für Fahrräder sind in der Regel teuer und zudem noch schwer. Das heißt man zahlt doppelt. Erst einmal für den Ankauf und dann bei jedem Flug das Übergepäck. Eine Alternative zu den Hartschalenkoffern kommt aus Kanada, aus der Provinz Quebec und heißt biknd helium.

Das biknd helium ist 11 Kilogramm schwer und schützt das Rad trotzdem – durch Luftpolster. Das Rad wird vor dem Verpacken zerlegt. Die Pedale müssen raus, der Lenker runter, Sattel ebenso, die Reifen werden abmontiert und der hintere Umwerfer abgeschraubt. Dann werden die heikelsten Teile in Schutzhüllen gestülpt und durch Plastik-Streben geschützt in die Tasche gelegt und mit Gurten befestigt – genauso wie die losen Teile. Links und rechts vom Rahmen haben zwei Satz Reifen Platz. Nachdem man das biknd helium verschlossen hat, bläst man die Luftpolster auf, die das Rad vor Schlägen schützen. Um das verpackte Rad leichter transportieren zu können, hat die Tasche Rollen und Griffe. Die Außenhaut besteht aus einem robusten Kunststoff.

Klingt alles super? Tja, dann kommen wir halt einmal zum Preis: 599 US-Dollar kostet der Koffer, der 31 Zentimeter breit, 85 Zentimeter hoch und 127 Zentimeter lang ist. Also für einen einzigen Transport wohl nicht rentabel. Vielflieger, die mit Rad unterwegs sind wie andere mit dem Notebook, dürften die Tasche aber schnell ins Herz schließen. An die Gurgel springen, könnte man dem Bodenpersonal dann aber wohl trotzdem noch, wenn es die so teure Tasche, die man sich direkt aus Kanada hat schicken lassen, mitsamt dem Rad durch den halben Flughafen schmeißt – auch wenn die Handflächen vom Landungsapplaus noch ein wenig brennen.