Wien - Der Lebensmittelhandel in Österreich befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Der Zuwachs fiel 2009 mit 2,0 Prozent auf 17,0 (2008: 16,6) Mrd. Euro allerdings etwas geringer als mit 4,2 Prozent im Jahr davor aus. Die Anzahl der Geschäfte wurde weiter zurückgefahren, 2009 wurden 1,9 Prozent bzw. 116 Standorte geschlossen, ihre Anzahl verringerte sich auf 5.833 (5.949). Die Gesamtfläche wuchs jedoch um 0,3 Prozent. Rewe, Spar, Markant und Lidl haben Marktanteile gewonnen, so das Ergebnis von Markterhebungen und Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Nielsen.

Obwohl sich die Krise 2009 in Form von höherer Arbeitslosigkeit und damit verbundenen Einkommenseinbußen voll auf die Konsumenten durchgeschlagen habe, konnte sich der Lebensmittelhandel erneut entgegen dem allgemeinen Trend über ein solides reales Wachstum von etwa 1,5 bis 1,8 Prozent freuen, kommentiert Sigrid Göttlich, Director Retailer Services bei Nielsen in Österreich, die Ergebnisse. Zu Preisrückgängen sei es bei Molkereiprodukten, Grundnahrungsmitteln sowie Obst und Gemüse gekommen. Dem expansiven Kurs von Hofer habe durch attraktive Angebote und Aktionen erstmals Einhalt geboten werden können. Auch habe der Handel vom allgemeinen Trend, weniger auswärts Essen zu gehen und stattdessen zu Hause zu essen bzw. zu bewirten profitiert, so Göttlich.

Große Supermärkte mit Hauptanteil

Nahezu zwei Drittel des Lebensmitteleinzelhandelsumsatzes wird in Supermärkten mit einer Geschäftsfläche von 400 bis 1.000 Quadratmetern erzielt. Diese 3.235 Geschäftstypen - inklusive aller Filialen von Hofer und Lidl - repräsentieren 55,5 Prozent der Geschäfte und machen 65,3 Prozent der Umsätze aus - davon Hofer und Lidl 23,6 Prozent. Die Verbrauchermärkte mit über 1.000 Quadratmetern bringen es derzeit auf 360 Standorte - gleich viel wie 2008 - und haben einen Umsatzanteil von 23,5 Prozent. Bei Großflächen liege Österreich im europäischen Vergleich im unteren Drittel, so Göttlich. Auf die 2.238 Geschäfte unter 400 Quadratmeter entfallen nur mehr 11,1 Prozent der Umsätze. Sie machen 38,3 Prozent der Standorte aus.

Vor allem unter den 2.420 selbstständigen Kaufleuten - von Spar, Adeg, Nah & Frisch und nicht organisierten Kaufleuten - setze sich die Strukturbereinigung fort, wobei vor allem die Kleinstflächen gefährdet seien, so die Marktforscher. Die selbstständigen Kaufleute stehen für 41,5 Prozent der Geschäfte und einem Marktanteil von 13,7 Prozent. Die Verkaufsfläche wuchs um 1,3 Prozent, die Umsätze konnten um 0,7 Prozent gesteigert werden, die Schließungsrate betrug 3,8 Prozent.

Die Drogeriemärkte zeigten 2009 ein stärkeres Wachstum als der Lebensmittelhandel. Der Umsatz konnte hier um 3,4 Prozent auf 1,621 (1,567) Mrd. Euro gesteigert werden. Die Filialanzahl verringerte sich durch Strukturbereinigungen bei Schlecker um 71 auf 1.963 Standorte. Schlecker hat nun 1.037 Filialen, das sind 84 Filialen weniger als im Vorjahr. Marktführer BIPA verfügt über 568 Standorte, dm Drogeriemarkt hält bei 358.

Hofer verliert Marktanteile

Die Einzelhandelskonzerne Rewe (exklusive Adeg), Spar, Markant und Lidl sowie die selbstständigen Kaufleute konnten 2009 ihre Anteile im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ausbauen. Der Diskonter Hofer, die von Rewe übernommene Adeg und Zielpunkt dagegen mussten Marktanteile abgeben, geht aus heute veröffentlichten Strukturerhebungen und Schätzungen des Marktforschers Nielsen hervor.

Der deutsche Handelskonzern Rewe (exklusive Adeg) ist 2009 mit einem Marktanteil von 31 Prozent und 26 neuen Standorten die Nummer eins am heimischen Lebensmitteleinzelhandelsmarkt geblieben. Mit ihren Handelsmarken Billa, Merkur, Penny und der kooperierenden Sutterlüty konnte der Umsatz um 4,3 Prozent gesteigert werden. Die Filialzahl liegt bei 1.429 Geschäften. Die mehrheitlich zu Rewe zählende Adeg fiel von 4,5 auf 3,7 Prozent zurück. Weitere 108 Standorte wurden auflagenbedingt abgegeben. Adeg zählt noch 478 Geschäfte.

Spar wuchs um 2,5 Prozent und blieb die Nummer zwei am Markt. Der Marktanteil konnte auf 28,4 Prozent ausgebaut werden. Die Gruppe zählt nach Schließungen kleinerer Standorte nunmehr 1.427 Standorte - davon 53 Interspar Verbrauchermärkte, 7 Maximarkt Filialen, 167 Eurospar-Geschäfte und 1.200 Spar Supermärkten (Eigenfilialen und selbstständige Kaufleute). Elf Geschäfte wurden geschlossen.

Die Nummer drei, der Diskonter Hofer (Aldi), erlitt 2009 erstmals Marktanteilsverluste. Der Umsatz konnte nur mehr um 1,1 Prozent gesteigert werden, wodurch sich der Marktanteil von 19,9 auf 19,8 Prozent verringerte. Hofer eröffnete sechs zusätzliche Filialen, das sind deutlich weniger Neueröffnungen als in den Vorjahren. "Nach mehr als einem Jahrzehnt stellt dies erstmals einen Marktanteilsverlust für Hofer dar. Generell war 2009 eine deutliche Abschwächung des Diskonterwachstums zu verzeichnen", so Nielsen.

Die Markant-Gruppe - im Lebensmitteleinzelhandel mit den Unternehmen Pfeiffer/Unimarkt, Wedl, Kiennast und Kastner bzw. mit den Marken Nah&Frisch, Unimarkt, Pro Kaufland, Tabor und Welas vertreten - konnte ihren Marktanteil von 5,1 auf 5,2 Prozent steigern. In Summe wurde ein Umsatzplus von 3,9 Prozent erreicht. Erstmals seit vielen Jahren wurde die Anzahl der Einzelhandelsstandorte von 948 auf 952 erhöht. Einige Adeg-Standorte wurden übernommen. Mit 3,7 Prozent Marktanteil steuert die Pfeiffer/Unimarkt Gruppe den größten Teil des Umsatzes bei.

Zielpunkt hat die Geschäftsanzahl von 351 auf 311 reduziert. Damit einhergehend verringerte sich der Umsatz und Marktanteil. Dieser liegt jetzt bei 3,9 Prozent.

Die deutsche Diskonterkette Lidl verzeichnete auch im abgelaufenen Jahr wieder eine Umsatzsteigerung im zweistelligen Bereich und konnte seinen Marktanteil merkbar von 3,4 auf 3,8 Prozent ausbauen. 11 neue Standorte wurden eröffnet, der Filialstand liegt bei 189.

Alle übrigen Lebensmittelhändler und selbstständigen Kaufleute, die keiner genannten Organisation angehören, konnte ihre Umsätze um 5 Prozent und ihren Marktanteil von 4,1 auf 4,2 Prozent steigern.

In die Erhebung von Nielsen sind Spezialgeschäfte des Lebensmittel- und Drogeriesektors, wie Bio-Supermärkte, Bäckereien, Fleischereien, Milchgeschäfte und Spezialgeschäfte für Obst/Gemüse, Tee/Kaffee, Spirituosen/Wein und Parfumerien nicht einbezogen. Die Umsätze beziehen sich auf den Bruttohandelsumsatz, daher sind Umsätze aus Internet-Verkauf, Gastronomie, Cash & Carry und Reisebuchungen nicht inkludiert. (APA)