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KMUs gelten als Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Umso wichtiger dürfte es in Zukunft sein, die Eigenkapitalbasis der KMU nachhaltig zu stärken.

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Manchmal ist es ganz einfach: Ka Göd, ka Musi. Was einst für die Heurigenmusikanten galt, ist nach wie vor auch die Basis unternehmerischen Handelns. Eine Binsenweisheit? Ja. Und trotzdem hapert es oft gerade an Grundsätzlichem. Eigenkapital ist in Österreich nämlich Mangelware. Im europäischen Vergleich schneiden heimische KMU bei der Eigenkapitalausstattung eher schlecht ab. Laut Mittelstandsbericht des Wirtschaftsministeriums lag die Eigenkapitalquote österreichischer KMU 2006/07 bei 22,9 Prozent. Während sich Deutschland bei 25,8 Prozent oder Italien bei 27,8 Prozent einpendelten, konnten beispielsweise Finnland mit 41,7 Prozent oder Spanien mit 42,0 Prozent ihre europäischen Kollegen und damit auch die Alpenrepublik deutlich auf die hinteren Plätze verweisen.

In einem traditionell stark Fremdkapital-finanzierten Umfeld wie in Österreich verwundert das nicht wirklich. Auch die starke Zuwendung (und der relativ leichte Zugang) zu staatlichen Förderungen spielen eine wesentliche Rolle in der Finanzierung. In Hinsicht auf die laufende Krise, unsichere Wirtschaftszeiten und nicht zuletzt strengere Kapitalvorschriften bei der Fremdfinanzierung wird die Frage nach dem Eigenkapital aber ins Zentrum rücken, meint Thomas Uher, Firmenkundenvorstand bei der Erste Bank. "Kleinere und mittlere KMUs waren weniger stark von der Krise betroffen, die meisten sind mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen. Die Zukunft wird aber allen - KMUs und auch großen Unternehmen - eine stärkere Eigenkapitalbasis abverlangen", ist sich Uher sicher.

KMU gelten als Rückgrat der heimischen Wirtschaft - machen sie doch 99,7 Prozent aller österreichischen Unternehmen und 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Dem Rückgrat das Rückgrat zu stärken erscheint also mehr als logisch. Der Weg zu mehr Eigenkapital kann jedoch durchaus steinig sein. Die scheinbar einfachste Variante ist die Aufstockung durch den Unternehmer selbst. Abgesehen davon, dass dafür überhaupt Kapital vorhanden sein muss, sieht Uher noch ein anderes Problem: "Privates Vermögen in die unternehmerische Sphäre zu überführen scheitert oft daran, dass das Geld vorher in Stiftungen geparkt wurde und dann nicht mehr abrufbar ist."

Alternative Geldquellen

Doch es gibt auch Alternativen. Im vorbörslichen Bereich stecken Private-Equity-Varianten (PE) als Kapitalgeneratoren jedoch noch bzw. wieder in den Startlöchern fest. 2009 brach der Markt für privates Wachstumskapital klar ein - mit 133 Millionen Euro wurden gut 83 Millionen weniger in insgesamt 89 heimische KMU investiert. Dafür konnte das Fundraising zulegen - d.h. für die nächsten Jahre steht wieder mehr Kapital zur Verfügung. Das geht aus den jüngst veröffentlichten Daten der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) hervor.

Dass Private-Equity-Gelder aber in Österreich noch nicht nachhaltig als Finanzierungsvariante angenommen wurden, hänge neben der Krise auch an nationalen wie EU-rechtlichen Rahmenbedingungen. Es fehle an einem international wettbewerbsfähigen Private-Equity-Gesetz, heißt es von der AVCO. Versuche, private Investoren und potenzielle KMUs zusammenzubringen, gibt es viele. So läuft zum Beispiel über das austria wirtschaftsservice (aws) die "Börse für Business Angels" - i2. Ganz nach dem Prinzip Internet-Partnervermittlung können sich hier Investor und Unternehmen mit Kapitalbedarf treffen. 

Den Markt anzapfen

Schlussendlich bleibt auch für KMU noch die Möglichkeit, Geld über die Börse aufzubringen. Der Markt für Unternehmensanleihen fegte in den vergangenen Jahren ordentlich übers Parkett. 135 Corporate Bonds mit einem Gesamtvolumen von 18,9 Milliarden Euro notieren an der Wiener Börse (Stand: 30.4.2010). Wieder einmal hat die Krise etwas mit der steigenden Attraktivität zu tun: Anleihen sind generell weniger volatil als Aktien. Außerdem geben Unternehmen mit Anleihen keine Anteile her, und die Rückzahlung des aufgenommenen Kapitals erfolgt erst zum Ende der Laufzeit.

Dass an den Märkten international - und damit auch an der Wiener Börse - momentan ein scharfer Wind den Börse-willigen entgegenweht, macht das Kapitalschöpfen natürlich nicht leichter. Die volatilen Kapitalmärkte sorgten für große Unsicherheit unter den Unternehmen. Kleinere Unternehmen verunsichert das noch ein bisschen mehr, meint Wiener-Börse-Vorstand Michael Buhl. Ein Börsegang erfordert viel Vorbereitungszeit und kostet damit auch einiges an Geld, noch bevor ein Listing überhaupt erfolgen kann. In Zeiten wie diesen steht und fällt auch ein bereits terminlich festgelegter Börsegang mit dem Umfeld an den Kapitalmärkten: "Wenn sich das IPO-Fenster während eines Börsegang wegen überraschenden Marktunsicherheiten wie zum Beispiel Griechenland schließt, kann es passieren, dass das Unternehmen das IPO verschieben muss", so Buhl.

Grundsätzlich sei ein Börsegang eher etwas für größere Unternehmen. Die Börsentauglichkeit hängt vor allem von der Branche und der Wertsteigerung des Unternehmens ab, glaubt Uher von der Erste Bank. "Damit das ganze Sinn hat, brauch man als Unternehmen eine gewisse Markenpräsenz, Bekanntheit und ein sehr starkes Wachstum." Auch das geforderte Reporting sei nicht zu unterschätzen. Uher schlägt daher vor, dass KMU zuerst mit Private-Equity-Partnern wachsen sollten. Damit würden sie auch ihren professionellen Umgang mit Investoren, Transparenz und dem erforderlichen Reporting lernen und sich damit richtig börsefit machen. (Daniela Rom, derStandard.at, 13.5.2010)