Sonntagabend, die letzte Möglichkeit, sich vor Wochenbeginn noch einmal richtig zu entspannen. Die Sender wissen das und versuchen mit ausgewähltem Programm zu locken. Nicht so der ORF - er holt eine vier Jahre alte Tatort-Folge aus seinem Fundus. Über die man sich schon bei Erstausstrahlung nur wundern konnte. Jetzt also noch einmal:

Foto: ORF/ARD/Bettina Müller

Im Zentrum des gänzlich zur Charakterkomödie verkommenen Krimis stehen der Marathon und sein Läufer Kommissar Fritz, ein "harter" Kerl. Die gegen ihn gerichtete Morddrohung hält ihn nicht davon ab, sich "der Strecke" zu stellen. Das Unglück lässt nicht auf sich warten, schon beim Start wird ein Teilnehmer erschossen. Die Polizei gerät in Aufruhr, sie fürchtet um ihren märtyrerhaften Streiter. Doch jetzt wird's eng, denn plötzlich stellen die unfreiwillig komischen Ermittler überrascht fest: Gegen einen Marathon in der eigenen Stadt kann man nichts machen, man ist ihm völlig ausgeliefert.

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Der Hauptkommissar fordert den Evakuierungsplan. "15.000 Läufer sind doch nicht einzusammeln!" , damit hat der Veranstalter zugegeben recht. Das Geschehen gleicht einem Komplott, der Verkehr ist (Überraschung!) stadtweit blockiert. Das gibt den im Stau steckenden Polizisten Zeit, die Liste der Gebäude durchzugehen, die sich als Scharfschützenverstecke anbieten. Da läuft's einem kalt über den Rücken.

ORF/ARD/Bettina Müller

Wie die Gefahren, die so ein Marathon in sich birgt, derart lange unbemerkt bleiben konnten, ist ein Rätsel. Welch ein Glück, dass der ORF seine Rolle als Aufklärungsmedium nun zumindest diesbezüglich wahrzunehmen scheint - eine vernünftige Begründung für die Wiederholung dieser Tatort-Folge gibt es nämlich nicht. (Susanne Fuchs, DER STANDARD; Printausgabe, 11.5.2010)

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