Die Pfeile deuten auf Galaxien, die sich wahrscheinlich in gleicher Entfernung befinden, die Konturlinien entsprechen der Röntgenleuchtkraft des Haufens. Galaxien mit einer bestägten Entfernungsmessung von 9,6 Milliarden Lichtjahren sind durch Kreise hervorgehoben. Die Kombination der Daten beweist, dass es sich um einen gravitativ gebundenen Haufen handelt.

Foto: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik

Garching - Astronomen haben den bisher fernsten Galaxienhaufen erspäht, wie das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München mitteilte. Er ist 400 Millionen Lichtjahre weiter entfernt als der bisherige Rekordhalter, nämlich 9,6 Milliarden Lichtjahre. Um ebenso viele Jahre ist er seit dem Zeitpunkt, als er das nun aufgefangene Licht ausschickte, gealtert - jung waren die Galaxien, die zu diesem Haufen gehören, aber schon damals nicht mehr: Der Haufen enthält eine Fülle an massereichen Galaxien, die etwa zwei Milliarden Jahre früher entstanden sind, also in der Frühphase des Universums, dessen Alter bei etwa 13,7 Milliarden Jahren liegt.

Da sich die dynamischen Prozesse der Galaxien-Alterung langsam vollziehen, bedeutet die Anwesenheit dieser Galaxien, dass der Haufen durch die Verschmelzung von massereichen Galaxiengruppen entstanden ist, wobei jede Verschmelzung zu einer massereichen Galaxie führte. Während diese Galaxien rötlich scheinen, sind jungen, helle, blaue Galaxien - was auf eine aktive Sternentstehung hindeutet - relativ selten. Der Haufen ist deshalb ein ideales Labor, um die Entwicklung von Galaxien zu untersuchen, als da Universum gerade einmal ein Drittel seines jetzigen Alters hatte.

Zusammengehörigkeit

Infrarot-Beobachtungen des neu entdeckten Haufens mit dem Subaru-Teleskop führten zur Entfernungsbestimmung. Und mithilfe von Beobachtungen des sogenannten Subaru/XMM-Newton-Deep-Fields im Röntgenbereich konnte das deutsch-japanische Astronomenteam eindeutig feststellen, dass die beobachteten Galaxien nicht zufällig im selben Himmelsabschnitt liegen, sondern Mitglieder eines durch Graviationskräfte gebundenen Haufens sind. Auch unsere Milchstraße, ist Teil größerer Strukturen: Unsere unmittelbare Nachbarschaft bildet die Lokale Gruppe, die wiederum Teil des Virgo-Haufens ist, der aus bis zu 2.000 Galaxien besteht.

Die Materie zwischen den Galaxien in Haufen wird auf extreme Temperaturen aufgeheizt und emittiert Licht bei Wellenlängen, die viel zu kurz sind um sie mit bloßem Auge sehen zu können - daher der Nachweis im Röntgenbereich. "Obwohl es schwierig war, die Rötgenphotonen mit einer effektiven Spiegelgröße zu sammeln, die nur etwa der eines Gartenteleskops entspricht, konnten wir klar die Handschrift des heißen Gases im Haufen nachweisen", sagt Alexis Finoguenov vom Garchinger Institut. (red/APA)