Taiji/Japan - Bei Bewohnern des wegen seiner jährlichen Delfinjagd international in die Kritik geratenen japanischen Fischerdorfs Taiji sind deutlich überhöhte Quecksilberwerte im Blut festgestellt worden. Die Werte lägen über dem nationalen Durchschnitt, erklärte das nationale Institut für die Minamata-Krankheit am Sonntag. Erkrankungen oder andere Nebenwirkungen seien aber nicht entdeckt worden. Ursache für die hohen Werte in Haarproben seien vermutlich die Ernährungsgewohnheiten der Dorfbewohner, die gerne Wal- und Delfinfleisch verzehren.

Wale und Delfine stehen im Meer an der Spitze der Nahrungskette, in ihren Körpern sammelt sich daher besonders viel Quecksilber an. Quecksilber-Vergiftungen sind in Japan seit einer Umweltkatastrophe in der Bucht von Minamata Anfang der 50er Jahre ein sensibles Thema: Damals wurde die Bevölkerung in der Region durch den Verzehr von Fischen aus entsprechend belastetem Wasser vergiftet. Der Verursacher: Ein Chemieunternehmen hatte tonnenweise Methylquecksilber in der Bucht entsorgt. Die sogenannte Minamata-Krankheit wurde erstmals am 1. Mai 1956 diagnostiziert; tausende Menschen sind den Folgen dieser Krankheit erlegen.

In Taiji werden jährlich rund 2.000 Delfine an den Strand der Bucht getrieben und abgeschlachtet. Die Jagd wird von Tierschützern seit langem als besonders brutal kritisiert. Der Fokus eines größeren allgemeinen Interesses richtete sich aber erst durch den mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilm "The Cove" auf das Dorf. (APA/apn/red)