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Richtig beschaulich war es zwar im heimischen "Wirtschaftsgärtlein" (noch) nicht - aber der Zwischenbefund lautet: Bislang haben die KMU die Krise relativ gut gemeistert.

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Um die österreichischen KMU auf künftige Krisen besser vorzubereiten, sollte ihre Eigenkapitalstruktur
verbessert werden, riet das Wirtschaftsforschungsinstitut unlängst und spielt auf die notorische Fremdfinanzierung der heimischen Betriebe an. Mit einer Eigenkapitalquote von etwas über 20 Prozent sei selbige langfristig gestiegen, sagt indes KMU-Forscher Peter Voithofer.

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Eine verbindliche Definition für KMU gibt es nicht.

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Die Gründungsstatistik 2009 weist 29.051 Neugründungen aus, um 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die meisten Gründungen gab es auch 2009 wieder in den Sparten Gewerbe und Handwerk, Handel und Information und Consulting.

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Die Unternehmen und ihre Beschäftigten im Jahr 2008: Handel und Gewerbe sind an der Spitze. Daran dürfte sich auch im Jahr 2009 nicht viel geändert haben.

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Jeder Unternehmer fängt einmal klein an. Viele wachsen auch nicht unbedingt weiter - weil sie nicht wollen oder nicht können. Genau diese "Kleinen" sind das Rückgrat der Wirtschaft. Ganz besonders, aber nicht nur der heimischen. In der gesamten EU verdanken sich dem Mittelstand zwei von drei Arbeitsplätzen in der Privatwirtschaft. Mit 99,7 Prozent der österreichischen Firmen liegt Österreich mit seinem KMU-Anteil sogar noch über dem EU-Durchschnitt. Für über die Hälfte der gesamten Wertschöpfung aller Unternehmen in der EU sind die kleinen und mittelgroßen Firmen verantwortlich.

Überraschen könnte die Tatsache, dass es sich bei neun von zehn KMU um Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten handelt. Die Hauptstützen der europäischen Wirtschaft sind also Kleinstunternehmen, die durchschnittlich zwei Personen beschäftigen. Dass KMU grundsätzlich nicht über einen Kamm zu scheren sind, erklärt sich aus dem Umstand, dass der Ein-Personen-Unternehmer mit zwei Millionen Euro Umsatz ebenso wie die 250-Mann-Firma, die über 40 Millionen erwirtschaftet dieser Kategorie zuzuordnen ist. Rund 300.000 von ihnen sind in der Alpenrepublik am Werk. Den größten Anteil der gut zwei Millionen Beschäftigten, stellt übrigens mit über 500.000 Gewerbe und Handwerk.

Mittelständler als Jobmotor

Kein großes Geheimnis ist die Tatsache, dass es im Grunde genommen die Klein- und Mittelbetriebe sind, die seit geraumer Zeit den Jobmotor am Laufen halten. "In Österreich ist in 15 Jahren die Anzahl der Mitarbeiter in KMU von 400.000 auf 600.000 gestiegen, in der Industrie von 600.000 auf 400.000 gefallen. Die KMU schaffen jährlich zehn Mal mehr neue Arbeitsplätze als Großbetriebe", sagt WKO-Mann und Unternehmer Georg Toifl dem "Wirtschaftsblatt". Installateur, Geigenbauer, Friseur und Fleischhauer wandern nicht aus, exportieren weniger als die Industrieriesen und machen 95 Prozent des Umsatzes vor der Haustür. Sand ins Getriebe streute die Krise aber auch den Mittelständlern. Jeder vierte Betrieb hat seinen Personalbestand im vergangenen halben Jahr verkleinert, nur rund 15 Prozent haben zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen, geht aus einer Befragung der Creditreform unter rund 1.900 Unternehmen hervor.

Dennoch überlegen sich viele Betriebe die Streichung von Jobs gerade am Land ganz genau, sagt Peter Voithofer, Direktor der KMU-Forschung Austria. Der 20-Mann-Installateur im Burgenland oder Niederösterreich müsse in diesem heiklen Feld einfach anders entscheiden, erläutert Voithofer das Naheliegende: "Dort gehen die Kinder vom Chef mit jenen der Mitarbeiter gemeinsam in die Schule. Der Mitarbeiter kennt alle Kunden und dessen Anlagen. Und man kennt das ja selbst: Wenn man als Privater zum Beispiel ein Problem bei der Heizung hat, freut man sich auch, wenn ein Betreuer kommt, der alles kennt."

Gestiegene Polarisierung

Die Krise haben die KMU bislang nach Einschätzung von KMU-Forscher Voithofer insgesamt "relativ gut gemeistert, aber insgesamt ist die Polarisierung zwischen jenen, die sich sehr gut, und anderen, die sich schlechter entwickelten größer geworden." Dass Große vom Wirtschaftsabschwung stärker betroffen waren als kleine Betriebe, erklärt sich im Wesentlichen mit dem eingeknicktem Export. Die oft auch gescholtene Binnenmarktorientierung der heimischen KMU erwies sich für den einen oder anderen in der jüngeren Vergangenheit wohl eher als Glücksfall. Eine Lehre aus der Krise sei ganz sicher, "dass alle erkannt haben, dass eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur nach Branchen und Größen ihren Charme hat", sagt Peter Voithofer. Insgesamt sei Österreich diesbezüglich recht gut aufgestellt.

Branche, Märkte, Kunden sind wohl die wesentlichen Faktoren, die am Ende entscheidend sind für das Abschneiden der Betriebe in den wirtschaftlich dürren Zeiten. In Oberösterreich und der Steiermark, wo zahlreiche Unternehmen von der ansässigen Automobilindustrie in Mitleidenschaft gezogen wurden, sah es weniger rosig aus, als in Bundesländern wie Niederösterreich, wo industrielle Strukturen geringer ausgeprägt sind. Wer den Privatkunden am lokalen Markt bedient, kam vielleicht ganz ungeschoren davon. In Branchen wie Handel oder Gewerbe sei die Krise ohnedies äußerst schwach angekommen, sagt Voithofer. Zu verdanken einerseits diversen Förderungsmaßnahmen und andrerseits dem niedrigen Zinsniveau, das selbst den traditionell sparwilligen Österreicher davon abhielt, das Ersparte auf die Hohe Kante zu legen. Das in den Medien ausgiebig diskutierte Phänomen Hyper-Inflation mag ebenfalls dazu beigetragen haben, dass lieber in eine neue Heizung investiert - als das Sparschwein gefüttert wurde.

Bessere Aussichten

Die heimischen Mittelständler schätzen ihre Geschäftslage mittlerweile auch wieder recht optimistisch ein, ergab die Creditreform-Befragung. Die Auftragsbücher beginnen sich wieder zu füllen, jeder dritte Mittelständler erwartet heuer steigende Umsätze. 2009 war dies nur bei jedem Achten der Fall. Der Blick auf die Ertragslage ist eher ernüchternd. Nur bei rund 19 Prozent der befragten Unternehmen sind die Erträge in den vergangenen sechs Monaten gestiegen, 37 Prozent sprechen von sinkenden Gewinnen. Problematisch bleibt das Finanzierungsumfeld: 56 Prozent beantworteten die Frage, ob die Unternehmensfinanzierung heute schwieriger geworden ist als vor einem Jahr mit Ja. Als größte Verschärfung wurde das Verlangen nach höheren Sicherheiten genannt. (Regina Bruckner, derStandard.at, 9.5.2010)