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In New Orleans wurde für die Reinigung nach der Ölkatastrophe demonstriert.

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Öl auf der Wasseroberfläche.

Foto: REUTERS/Sean Gardner

New Orleans - Im Golf von Mexiko ist am Wochenende ein erster Versuch gescheitert, das offene Ölbohrloch am Meeresgrund mit einer Stahlbetonglocke abzudecken. In der riesigen Konstruktion bildeten sich Eiskristalle aus Gas und Wasser. Dadurch wurden die Öffnungen verstopft, durch die das Öl kontrolliert abgepumpt werden sollte.

Wegen der Verstopfung erhielt die 100 Tonnen schwere Glocke zu starken Auftrieb. Die Einsatzkräfte hätten die Konstruktion daher wieder angehoben und 180 Meter seitlich platziert, teilte der Betriebsvorstand des Mineralölkonzerns BP, Doug Suttles, mit. "Was wir versucht haben, hat nicht funktioniert", sagte Suttles. Es werde nun mindestens bis Montag dauern, bis eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen werde.

Eiskristalle verhindern Abdichtung

Die tonnenschwere Konstruktion schwebte seit Samstagmorgen über dem Meeresboden, während Unterwasser-Roboter ihr Aufsetzen vorbereiteten. Die wie ein Trichter funktionierende Kuppel soll rund 85 Prozent des Öls der beiden noch offenen Lecks sammeln. Es sei zwar einfach, die Eiskristalle aus der Glocke zu bekommen, sagte Suttles vor Journalisten in New Orleans. Dazu müsse die Glocke in wärmere Gewässer gebracht werden. Schwierig sei hingegen, die erneute Bildung von Eiskristallen zu verhindern. Die Einsatzkräfte erwägen nun, das Wasser in der Glocke zu erhitzen. Die Stahlkonstruktion wurde unterdessen auf dem Meeresboden in etwa 200 Metern Entfernung von dem Bohrloch abgestellt.

Aus den Lecks am Meeresgrund strömen täglich rund 800.000 Liter Öl, seit die von BP genutzte Bohrplattform "Deep Water Horizon" am 22. April bei einer Explosion zerstört wurde. Dabei kamen elf Arbeiter ums Leben. Ursache des folgenschweren Unglücks 80 Kilometer vor der Küste von Louisiana waren offenbar eine Methangasblase und eine Serie von Pannen.

Acht Millionen Liter Öl-Wasser-Gemisch abgesaugt

Unterdessen wurden an den weißen Sandstränden der vor Alabama gelegenen Dauphin-Insel erste Teerklumpen angespült. Die Substanz stamme wahrscheinlich von der zerstörten Bohrplattform, teilte die Küstenwacht mit. Einsatzkräfte fuhren in Schlauchbooten die Küste entlang, um die Teerklumpen einzusammeln.

Seit dem Beginn der Ölpest im Golf von Mexiko sind nach Angaben der US-Küstenwache vom Samstag fast acht Millionen Liter eines Öl-Wasser-Gemischs abgesaugt worden. Der Ölkonzern BP hat erklärt, es handle sich um etwa zehn Prozent Öl, der Rest sei Wasser. An den Reinigungsarbeiten sind laut Küstenwache fast 190 Schiffe beteiligt. Rund eine Million Liter Chemikalien seien inzwischen eingesetzt worden, um das Öl aufzulösen.

14 Milliarden Dollar Schaden

Umstritten ist im Kampf gegen die Katastrophe der Einsatz von Chemikalien zur Zersetzung des Ölfilms, da sie weitere Schäden in der Natur anrichten. Am Samstag forderten drei Regierungsvertreter aus Louisiana BP-Chef Tony Hayward auf, ihnen mehr Informationen über die Chemikalien und die Folgen für die Umwelt zu liefern. Die Zersetzungsmittel lassen den Teppich nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde nicht verschwinden, sorgen jedoch für eine allmähliche Unterteilung, so dass etwa mit kontrolliertem Verbrennen leichter gegen die Ölpest vorgegangen werden kann. Umweltgruppen kritisieren den Einsatz solcher Chemikalien.

BP hat stets betont, für "alle Rechtsansprüche" durch die Ölkatastrophe aufzukommen. Die angerichteten Schäden werden bisher auf 14 Milliarden Dollar( 10,98 Mrd. Euro) geschätzt. Am Freitag gab es einen weiteren Rückschlag für den Konzern. Die Ratingagentur Standard & Poors hatte den Ausblick für das Unternehmen mit Sitz in London auf "negativ" gesenkt und eine Herabstufung des Wertes als wahrscheinlich dargestellt. Die BP-Aktie ging mit einem Minus von 2,3 Prozent aus dem Handel.

(APA/apn)