Bild nicht mehr verfügbar.

Viswanathan Anand bleibt Weltmeister.

Foto: Reuters

Sofia - Viswanathan Anand ist am Ziel: Der Inder bleibt nach einem spektakulären Abschlussduell mit Herausforderer Wesselin Topalow klassischer Schach-Weltmeister. Der 40-Jährige gewann die zwölfte und entscheidende Partie gegen Lokalmatador Topalow in Sofia nach 4:32 Stunden und entschied damit die Serie mit 6,5:5,5 Punkten für sich. Anand, der von einem haarsträubenden Patzer des Bulgaren profitierte, kassierte für seinen Triumph 1,2 Millionen Euro und damit die höchste Prämie der WM-Geschichte.

"Ich bin heute um zehn Jahre gealtert", sagte Anand kurz nach seinem entscheidenden Sieg am Dienstagabend: "Dies war das härteste Duell meiner Karriere. Topalow ist ein großer Spieler. Es war nicht klar, wer hier gewinnen wird."

Die letzte Partie hatte einen fast schon sensationellen Verlauf genommen. Topalow unterlief ein fast laienhafter Fehler, der einen auf diese Weise niemals für möglich gehaltenen Sieg Anands einleitete. Es war die erste Partie in Sofia, die ein Spieler mit den schwarzen Steinen gewann.

Anand überraschte Topalow ein weiteres Mal mit seiner Eröffnungswahl. Auf den üblichen Doppelschritt des d-Bauern packte der Inder das abgelehnte Damengambit aus. Eine solide Wahl, die aber von Beginn an deutlich macht, dass Schwarz nicht mehr als auf Remis aus ist.

Die Spieler folgten einer langen Theorievariante. Schwarz hatte einen schwachen Bauern auf c5, dafür aber die aktiveren Figuren. Im 25. Zug bot Anand durch eine Zugwiederholung indirekt Remis an, doch Topalow wich aus. Sechs Züge später geschah das Unglaubliche.

Zuviel Risiko

Der Herausforderer begang einen spielentscheidenden Fehler, indem er die lange Diagonale h1-a8 und die Stellung seines Königs verlustbringend öffnete. Der Inder ließ sich nicht lange bitten und startete einen Angriff gegen den exponierten weißen König, den der Herausforderer unmöglich parieren konnte.

"Ich wollte nicht die Züge wiederholen, da ich nicht den Tiebreak spielen wollte. Ich dachte an 2006, als ich schon ein Mal einen Tiebreak, damals gegen Wladimir Kramnik verlor. Aber das war ein Fehler. Ich hätte das Remis durch Zugwiederholung annehmen sollen", sagte Topalow. Bei einem erneuten Remis hätte am Donnerstag ein Tiebreak mit vier Schnellschachpartien entschieden.

Zwar strapazierte Anand in der Endphase der Partie noch die Nerven seiner Fans, da er einen komplizierten Gewinnweg wählte. Nach 56 Zügen musste Topalow in völlig hoffnungsloser Stellung aber aufgeben. Der Bulgare verpasste es damit, der 16. Weltmeister im klassichen Format zu werden: "Ich würde sagen, dass es für mich kein Vorteil war hier in Bulgarien zu spielen, da der Druck doch sehr groß war." (sid)

Notation 12. Partie (Damengambit):

Weiß: Wesselin Topalow (BUL) - Schwarz: Viswanathan Anand (IND) 

1.d4 d5; 2.c4 e6; 3.Sf3 Sf6; 4.Sc3 Le7; 5.Lg5 h6; 6.Lh4 0-0; 7.e3 Se4; 8.Lxe7 Dxe7; 9.Tc1 c6; 10.Le2 Sxc3; 11.Txc3 dxc4; 12.Lxc4 Sd7; 13.0-0 b6; 14.Ld3 c5; 15.Le4 Tb8; 16.Dc2 Sf6; 17.dxc5 Sxe4; 18.Dxe4 bxc5; 19.Dc2 Lb7; 20.Sd2 Tfd8; 21.f3 La6; 22.Tf2 Td7; 23.g3 Tbd8; 24.Kg2 Ld3; 25.Dc1 La6; 26.Ta3 Lb7; 27.Sb3 Tc7; 28.Sa5 La8; 29.Sc4 e5; 30.e4 f5; 31.exf5 e4; 32.fxe4 Dxe4+; 33.Kh3 Td4, 34.Se3 De8; 35.g4 h5, 36.Kh4 g5+; 37.fxg6 Dxg6; 38.Df1 Txg4+; 39.Kh3 Te7; 40.Tf8+ Kg7; 41.Sf5+ Kh7; 42.Tg3 Txg3+; 43.hxg3 Dg4+; 44.Kh2 Te2+; 45.Kg1 Tg2+; 46.Dxg2 Lxg2; 47.Kxg2 De2+; 48.Kh3 c4; 49.a4 a5; 50.Tf6 Kg8; 51.Sh6+ Kg7; 52.Tb6 De4; 53.Kh2 Kh7; 54.Td6 De5; 55.Sf7 Dxb2+; 56.Kh3 Dg7; Aufgabe Topalow

Endstand: Anand - Topalow 6,5:5,5