Sabine Ladstätter blickt in die Zukunft.

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Die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für Sabine Ladstätter wohl nicht immer ganz einfach: Eigentlich sollte die renommierte Archäologin schon seit damals Grabungsleiterin in Ephesos sein. Eine Berufungskommission hatte sie als die ideale Nachfolgerin vom langjährigen Kopf dieser wichtigen Forschungsarbeiten, Friedrich Krinzinger, vorgeschlagen. Doch ein von nicht ganz so weit vorgereihten, österreichischen Kollegen initiiertes Intrigenspiel gegen sie, verhinderte die Bestellung. Das Gerücht, Ladstätter könnte sich mit Menschen umgeben, die eine antitürkische Einstellung haben, wurde den türkischen Behörden zugetragen, die der Besetzung zustimmen müssen. Die Unterschrift wurde prompt verweigert. "Ein absurder Vorwurf, weil er gar nicht zu meiner persönlichen Einstellung passt", sagt Ladstätter heute, die man wohl zurecht als turkophil bezeichnen darf.

Die Expertin für antike Wirtschaft und Keramik wurde danach immerhin als Stellvertreterin in Ephesos akzeptiert: Eine "elegante Lösung", wie es der damalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn nannte. Es war klar, dass man wieder versuchen würde, die Unterschrift der türkischen Behörden zu bekommen. Ladstätter sagt heute, sie habe die Zeit genutzt, um sich zu beweisen. Was wissenschaftlich gesehen wohl gar nicht mehr nötig war: Als Leiterin der Grabungen am Hanghaus 2 konnte sie nachweisen, dass dieses Gebäude bereits beim Erdbeben 262 unserer Zeitrechnung zerstört wurde, und nicht, wie angenommen, 350 Jahre später.

Viele Wissenschafterinnen können das Bild von der "gläsernen Decke", an die sie stoßen, gar nicht mehr hören. Die 1968 geborene Kärntnerin Ladstätter hat sie im Oktober 2009 erstmals durchstoßen: Damals übernahm sie als erste Frau in der 109-jährigen Geschichte des Österreichischen Archäologischen Instituts dessen Leitung. In Ephesos, in der Nähe der türkischen Stadt Izmir, will sie, die nun von "einem emotionalen Moment" spricht, in die Zukunft schauen und dabei nur mehr die wissenschaftlich interessante Vergangenheit betrachten. Eines ihrer Ziele: weg von der im deutschsprachigen Raum stark vertretenen positivistischen Archäologie, die sich auf Monumente konzentriert, hin zur Analyse der antiken Wirtschaft und der Strukturen innerhalb eines städtischen Gefüges. Auch das Hinterland der Metropole soll nun endlich genauer unter die Lupe genommen werden. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9. 5. 2010)