Österreich ist das Land der Häuslbauer. Eine aktuelle Integral-Studie im Auftrag der s Bausparkasse bestätigt dies einmal mehr. Demnach wohnen 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Hauseigentum. Inklusive der Eigentumswohnungen ergibt sich eine Mehrheit von 53 Prozent der Österreicher, die ihre eigenen vier Wände auch tatsächlich besitzt. Der Rest wohnt in Miet- oder Genossenschaftswohnungen (20 bzw. 16 Prozent), Gemeindewohnungen oder Miethäusern (je 6 Prozent) und in Studentenheimen (1 Prozent). So weit, so bekannt.

Die angegebenen Wohnflächen überraschten die Studienmacher aber dann doch ein wenig, erklärte Josef Schmidinger, Generaldirektor der s Bausparkasse, bei der Präsentation der Studie. 1.713 Personen zwischen 18 und 65 Jahren waren dafür vor rund einem Monat online befragt worden. Deren durchschnittliche Haushaltsgröße: 112 Quadratmeter. "Da wurde wohl ein wenig übertrieben. Die Leute haben sicher auch die Garage mit gerechnet, den Vorplatz und die Terrasse", meinte Schmidinger - was aber freilich auch irgendwie gerechtfertigt sei, denn schließlich gehöre das alles ja irgendwie zum Haushalt dazu. Aus früheren Untersuchungen wisse man aber, dass sich die durchschnittliche Haushaltsgröße in Österreich zwischen 70 und 80 m² bewege.

84 Prozent sind zufrieden

Mit Wohnkomfort, Wohngegend, Art und Lage der Wohneinheit herrscht der Studie zufolge große Zufriedenheit in Österreich. 84 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrer Wohnsituation "sehr" oder "eher zufrieden" zu sein. Weniger Zufriedenheit herrscht hinsichtlich der Kosten, der Nachbarn und der Entfernung der Wohnung zur Arbeitsstätte.

Trotz der hohen Zufriedenheit ist der Wunsch nach Veränderung groß: 40 Prozent wollen sanieren oder renovieren, jeder Vierte will übersiedeln - davon wiederum jeder Zweite in ein Haus. Und die Österreicher wollen für die geplanten Maßnahmen durchaus Geld in die Hand nehmen: Integral errechnete einen Mittelwert von 151.000 Euro. Fast 30 Prozent wollen mehr als 200.000 Euro in das neue Heim stecken, weitere 16 Prozent bis zu 200.000 Euro. 14 Prozent glauben, mit 100.000 Euro das Auslangen zu finden, 31 Prozent wollen bis zu 20.000 Euro investieren.

Das historisch niedrige Zinsniveau ist übrigens für 41 Prozent ein Grund, die Maßnahmen vorzuziehen. Peter Bosek, Privatkunden-Vorstand der Erste Bank, rät Interessenten unbedingt dazu, das niedrige Zinsniveau abzusichern. "Insbesondere bei langfristigen Finanzierungen sollte man daran denken, dass die Zinsen auch wieder steigen werden und sich die monatlichen Raten verdreifachen können." Bei einem Wohnkredit könne man sich entweder durch eine Fixzinsvereinbarung oder durch den Kauf eines Zinscaps absichern. Bei der beliebtesten Finanzierungsform, dem Bauspardarlehen, haben die Zinsen ohnehin eine vertraglich geregelte Obergrenze von 6 Prozent.

"Wichtige Zielgruppe" Studenten

Hauptzweck der Studie war aber, die Wohnsituation der Österreicher in verschiedenen Lebensphasen zu eruieren. Studenten (18 bis 29 Jahren) wohnen demnach zu 50 Prozent in einer Mietwohnung und im Durchschnitt auf 104 Quadratmetern - was auf viele Wohngemeinschaften schließen lasse, erklärte Schmidinger. 30 Prozent wohnen im Eigentum, meist also wohl noch bei den Eltern. Je sechs Prozent geben an, in Genossenschaftswohnung oder Studentenheim zu wohnen.

Renovierung oder Sanierung werden in dieser Lebensphase naturgemäß kaum geplant, sehr wohl jedoch ein Umzug: Zwei Drittel wollen in den nächsten fünf Jahren siedeln, was die Studenten "zu einer wichtigen Zielgruppe für die Wohnbauwirtschaft macht", erläuterte Schmidinger.

"Junge Erwachsene" (20 bis 39 Jahre) ohne Kinder leben fast zu gleichen Teilen in Hauseigentum (29 Prozent) bzw. Mietwohnung (28 Prozent) sowie in Eigentums- oder Genossenschaftswohnung (je 16 Prozent). Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt 98 Quadratmeter, 42 Prozent planen einen Umzug, 31 Prozent eine Sanierung.

Die so genannten "etablieren Erwachsenen" (40 bis 59 Jahre) ohne Kinder leben zu 31 Prozent im Hauseigentum, 20 Prozent haben eine Genossenschaftswohnung. Der Rest verteilt sich auf Mietwohnung (17 Prozent), Eigentumswohnung (15 Prozent), Gemeindewohnung (12 Prozent), Hausmiete (4 Prozent) und Genossenschaftshaus (1 Prozent). Die Wohnfläche beträgt im Schnitt 100 Quadratmeter, jeder Fünfte will in den nächsten fünf Jahren umziehen. Überdurchschnittlich hoch ist in dieser Gruppe mit 44 Prozent der Anteil jener, die sanieren wollen.

Senioren am zufriedensten

Unter den Familien (20- bis 59-Jährige mit Kindern) fanden sich erwartungsgemäß die meisten Hausbesitzer: 54 Prozent von ihnen leben im Hauseigentum, 16 Prozent in Genossenschafts-, 13 Prozent in Mietwohnungen. Immerhin noch 9 Prozent besitzen eine Eigentumswohnung, 4 Prozent sind Mieter einer Gemeindewohnung. Die Wohnfläche beträgt im Schnitt 130 m², Umzüge sind kaum in Planung (17 Prozent). Auch in dieser Gruppe wollen aber 44 Prozent in nächster Zeit sanieren oder renovieren.

Am zufriedensten mit ihrer Situation sind die Senioren (60 bis 65 Jahre). 41 Prozent von ihnen wohnen im Hauseigentum, 17 Prozent in der Eigentumswohnung, je 15 Prozent in Genossenschafts- oder Mietwohnung. Im Schnitt sind die Wohneinheiten 115 Quadratmeter groß, an einen Umzug in den nächsten fünf Jahren denken nur 9 Prozent. Dennoch ist auch hier das Sanierungsfieber mit 41 Prozent relativ weit verbreitet.

Jeder Zehnte der Befragten ist noch nie umgezogen, immerhin 3 Prozent gaben an, bereits "zehn Mal oder öfter" umgezogen zu sein. Der Gewinn an Wohnfläche durch einen Umzug betrug im Schnitt 14 Prozent, errechneten die Studienautoren.

Jeder Fünfte wohnt allein

Auch der Anteil der Single-Haushalte wurde für die Studie abgefragt. Bundesweit gab jeder Fünfte an, alleine zu leben, wobei der Anteil nach Bundesländern betrachtet in Wien (29 Prozent) und Vorarlberg (25 Prozent) am höchsten war. Die wenigsten Single-Haushalte gibt es im Burgenland (11 Prozent) und in Kärnten (12 Prozent). Sehr uneinheitlich war auch so manches andere Detailergebnis: 46 Prozent der (Bundesland-)Salzburger wohnen mit Familie, aber nur 25 Prozent der Wiener. (map, derStandard.at, 6.5.2010)