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Am Mittwoch war es nach einer friedlichen Großkundgebung gegen das umstrittene Sparprogramm zu Ausschreitungen und Brandanschlägen auf Banken gekommen. Drei Menschen starben.

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Geschockte Griechen legen Blumen vor der Marfin-Egnatia Bank ab, wo die zwei Frauen und der Mann ums Leben kamen.

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Athen - Nach dem tragischen Tod von drei Menschen am Rande einer Großdemonstration gegen das griechische Sparpaket ist es in Athen in der Nacht ruhig geblieben. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte die ganze Nacht über die Straßen im Stadtzentrum und kontrollierte jeden Verdächtigen. Insgesamt 25 Menschen wurden festgenommen. Straßenarbeiter beseitigten die Trümmer der schweren Unruhen des Vortages. Der Verkehr floss am frühen Donnerstag wieder wie gewohnt.

Am Mittwoch war es nach einer friedlichen Großkundgebung gegen das umstrittene Sparprogramm zu Ausschreitungen und Brandanschlägen auf Banken gekommen. Zwei Frauen im Alter von 32 und 35 Jahren und eine 36-jähriger Mann starben in einer brennenden Bankfiliale. Die 32-Jährige war im vierten Monat schwanger. Vergeblich hatten die drei Bankangestellten versucht, sich auf das Dach des mehrgeschossigen Gebäudes zu retten. Sie atmeten giftige Gase ein und fielen in Ohnmacht. Nach Bekanntwerden der Todesfälle ist das Land im Schockzustand.

Die Gewerkschaft der Bankangestellten rief am Donnerstag zu einem 24-stündigen Trauerstreik für die Opfer der blinden Gewalt auf. Auch andere Streiks gegen das Sparpaket gingen weiter. So wurden die Beschäftigen der Müllabfuhr und die Apotheker zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

Griechenland "am Rande des Abgrunds"

Nach Auffassung von Präsident Karolos Papoulias steht Griechenland "am Rande des Abgrunds". Er habe keine Worte, um seinen Schmerz und seinen Zorn angesichts der Todesfälle auszudrücken, sagte Papoulias in einer am Mittwoch-Abend herausgegebenen Erklärung. Die drei Bankmitarbeiter seien Opfer "abstoßender Gewalt" geworden.

"Es ist die Verantwortung von uns allen, nicht in die Leere zu fallen", erklärte Papoulias - auch mit Blick auf die maroden Staatsfinanzen in Athen. Die Rolle des Präsidenten ist in Griechenland eher repräsentativer Funktion, wird aber auch als Garant der Institutionen wahrgenommen.

Finanzminister Giorgios Papakonstantinou erklärte, Griechenland werde von von seiner drastischen Sparpolitik nicht abrücken. Die sozialistische Regierung sei bereit, "einen hohen politischen Preis" zu bezahlen, um das Land aus der Schuldenkrise zu führen, sagte der Minister am Mittwoch vor dem Parlament. "Wir werden nicht einen Schritt zurückgehen", fügte er hinzu. Seiner Ansicht nach könnten andere Länder der Eurozone mit ähnlichen Problemen wie Griechenland konfrontiert werden.

Sparpaket

Das griechische Parlament zieht die ursprünglich für den späten Abend geplante Abstimmung über das umstrittene Sparpaket vor. Bereits heute um 13.30 Uhr soll nun mit einer namentlichen Abstimmung begonnen werdent. Dabei wird über das Gesetz in seiner Gesamtheit abgestimmt. Mit einer Zustimmung wird gerechnet. Anschließend soll es weitere Debatten über einzelne Artikel geben, wobei die Parteien hier vor allem ihre Haltung zu den verschiedenen Punkten erläutern.

Ursprünglich war die Abstimmung erst gegen Mitternacht worden. Das Sparpaket soll das Land vor dem Bankrott retten und ist Voraussetzung für die Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Euroländer in Höhe von 110 Milliarden Euro.

Finanzminister verteidigt Sparkurs

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou hat vor dem Parlamentsvotum über das Sparpaket der Regierung den strengen Sparkurs verteidigt. Er sei der "einzige Weg, einen Bankrott zu vermeiden", sagte Papakonstantinou am Donnerstag in einer Debatte vor den Abgeordneten. Das Parlament sollte im Laufe des Tages über die Sparpläne abstimmen, die nach den Worten des Finanzministers die "letzte Karte" sind, die das Land ausspielt. "Kein Opfer wird umsonst sein", versicherte Papakonstantinou seinen Landsleuten.

Sorgen über eine Ausweitung der griechischen Schuldenkrise haben auch die Börsen am Morgen weltweit nach unten gerissen, gegen Mittag drehten die wichtigsten Indizes allerdings wieder ins Plus. Nach einem Jahrestiefstand pendelte sich der Euro hin der Früh bei 1,28 US-Dollar ein, auch der Brent-Ölpreis war bei 82,58 Dollar wenig verändert. (APA/red)