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Das Deckblatt zum Spiel "Geld & Leben".

Foto: Draxl/Wegscheider

Teilnehmerinnen  des "Geld und Leben"-Lehrgangs in Salzburg.

Foto: ksoe

Jetzt, wo die Wirtschaft die Krise hat, sind Fragen über das gemeinschaftliche Gestalten von Wirtschaft viel mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert als früher. Eine Einrichtung, die sich hingegen schon seit 2005 kritisch und feministisch mit ökonomischen Prozessen und dem Gestaltungsraum von Individuen auseinandersetzt, ist die Frauenakademie der Katholischen Sozialakademie (ksoe).

Wirtschaftskompetenz für Frauen

Ihr Lehrgang "Geld und Leben. Wirtschaftskompetenz entwickeln" hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen "Wirtschaftskompetenz" zu vermitteln: Diese setzt voraus, die eigenen Wertvorstellungen und Handlungsmuster als wirtschaftliche Akteurin wahrzunehmen und zu reflektieren, so die Organisatorinnen. In dem zweijährigen, berufsbegleitenden Lehrgang erwerben die Frauen Wissen über ökonomische Theorien, politische Arbeitsmarktsteuerung, UnternehmerInnentum und Finanzmärkte aber auch über feministische Ethik und Argumentationsstrukturen. Ziel ist es, neben der beruflichen Fortbildung auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen hinterfragen zu können.

Keine Frage, eine eigene Position im globalen Spiel der Wirtschaftskräfte zu entwickeln, ist alles andere als einfach. Ingrid Draxl, eine der Absolventinnen des Lehrgangs 2008 – 2010 meint aber, dass der Kurs genau diese Anforderung erfüllt hat: "Ich habe durch den Kurs meine Ehrfurcht vor den 'Experten' verloren, die uns sonst immer erklären, was in der Wirtschaft läuft". Durch den Lehrgang habe sie auch gelernt, offener und selbstbewusster an ökonomischen Diskussionen teilzunehmen.

Multidimensionales Lernen

Grund für diese positive Entwicklung in der Selbstwahrnehmung dürfte vermutlich auch der Methodenmix in der Vermittlung von Inhalten gewesen sein, wie es Karin Wegscheider, eine weitere Absolventin ausdrückt: "Neben Vorträgen haben wir ja auch viel diskutiert über unsere eigene Situation, Aufstellungen gemacht und Machttrainings absolviert."

Am 7. Mai präsentiert die ksoe in Salzburg jene elf Projekte, die im Rahmen des Lehrgangs entstanden sind. Herausgekommen sind dabei so unterschiedliche Arbeiten wie z.B. eine Fotoausstellung von Frauen in ihren Tätigkeitsfeldern oder ein biographischer Reiseführer durch Schottland, der zu starken, innovativen und weisen Frauen führt. Eine andere Teilnehmerin hat eine eigene Seminarform erfunden – "Walk'n'Talk – Selbsterfahrung im Gehen" nennt sich das Projekt von Gabriele Peinbauer-Berger.

Brettspiele der Zukunft

Die beiden Absolventinnen Ingrid Draxl und Karin Wegscheider haben ein eigenes Brettspiel entworfen ("Geld & Leben"), das laut Selbstbeschreibung eine spielerische Auseinandersetzung mit Wirtschaft, Feminismus und dem Guten Leben ist. In mehreren Kategorien müssen die SpielerInnen verschiedene Aufgaben erfüllen – gewonnen hat, wer das von ihr/ihm selbst gesteckte Spielziel, z.B. "Geldexpertin" oder "Generalistin" zu werden, erreicht hat. Den Entwicklerinnen ist dabei wichtig, dass das Spiel als eine moderierte Auseinandersetzung mit ökonomischen Positionen funktioniert, in dem auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten in der Spielewelt wie Verlieren und Gewinnen thematisiert werden – und zu denen Stellung bezogen werden muss.

Ob sie das Spiel produzieren lassen, steht für die Erfinderinnen noch in den Sternen, schließlich sei dies neben der Geld- nicht zuletzt auch eine Zeitfrage. In Kooperation mit der Bewegungsstiftung wird es aber in nächster Zeit sicher Gelegenheit geben, das Spiel selbst auszuprobieren.

Neuer Lehrgang startet im Herbst

Während die einen ihre Abschlussarbeiten präsentieren, warten schon einige Frauen auf den Beginn des neuen Lehrgangs im September. Die Themen werden mit geringen Adaptionen die gleichen bleiben, auch bei den Referentinnen, unter ihnen Christine Bauer-Jelinek, Luise Gubitzer, Katharina Novy und Sybille Pirklbauer ändert sich nicht viel. "Never change a winning team" heißt es eben bei der frauenakademie.

Organisatorisches

Interessentinnen des integrierten Lehrgang können sich auf der Homepage der Katholischen Sozialakademie informieren, oder auch ein Mail an die Lehrgangsleitung, Margit Appel und Marianne Prenner, richten. Die gesamten Lehrgangskosten belaufen sich auf 2.400 Euro und können in Raten bezahlt werden. Finanzielle Unterstützungen werden von diözesanen Stellen gegeben. (freu, dieStandard.at, 6.5.2010)