Sofia - Bulgarien hat in der Nacht auf Mittwoch einen Häftling aus dem berüchtigten US-Gefangenenlager Guantánamo aufgenommen. Der Mann solle nun in die Gesellschaft eingegliedert werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des parlamentarischen Ausschusses für innere Sicherheit, Krassimir Zipow, der Nachrichtenagentur BTA in Sofia. Das Herkunftsland des Gefangenen nannte er nicht. Die Zeitung "24 Tschassa" hatte berichtet, der Häftling sei ein in Syrien geborener Kurde. Der 38-Jährige soll fast acht Jahre in dem US-Gefangenenlager auf Kuba verbracht haben.

In Guantanamo verbleiben noch 181 Häftlinge, wie das US-Verteidigungsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Entgegen den Absichtserklärungen von Präsident Barack Obama, Guantanamo ganz schließen zu wollen, sinkt die Zahl der Insassen nur allmählich. Obamas Vorgänger George W. Bush und seine engsten Mitarbeiter haben nach Angaben des damaligen Stabschefs des US-Außenministers Colin Powell, Lawrence Wilkerson, von der Unschuld der meisten Guantanamo-Gefangenen gewusst, diese aber aus politischen Gründen weiter in der Sonderhaftanstalt gelassen. Der unklare Rechtsstatus und die Behandlung der Häftlinge in Guantanamo sorgten jahrelang für Proteste internationaler Menschenrechtsorganisationen. UNO-Experten haben die Anwendung von Gewalt gegen Gefangene, die Überstellung von Häftlingen in Länder, in denen ihnen Folter droht, und die Verletzung ihrer religiösen Gefühle durch das Militärpersonal angeprangert. Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete ehemalige US-Präsident Jimmy Carter hatte über Guantanamo geschrieben: "All das passt zu Unrechtsstaaten, die von amerikanischen Präsidenten in der Vergangenheit immer verurteilt worden sind." (APA/AFP)