Graz - Vor wenigen Tagen erhielten die großen Kulturinstitutionen der Steiermark einen wenig erbaulichen Brief: Gabriele Russ, die Leiterin der Kulturabteilung, bat darum, Einsparungsmöglichkeiten zu nennen. Und zwar im großen Stil. Denn die Landesregierung plant, mit aller Kraft auf die "Schuldenbremse" zu treten: Im Jahr 2011 sollen insgesamt knapp 800 Millionen Euro eingespart werden - und zwar in allen Bereichen. Es geistert daher ein geradezu monströses Schreckgespenst umher: Das Kulturbudget solle um satte 25 Prozent reduziert werden.

Russ bestätigt diese "virtuelle Zahl" - und bedauert die Maßnahmen, die ob der Strenge, mit der Finanzlandesrat Christian Buchmann vorgehe, unausweichlich seien: "Das ist, als würde man mit der Abrissbirne in den ersten Stock eines eben errichteten Hauses donnern." Weil man aber Einsparungen nicht "top down" aufzwingen wolle, habe man die finanzintensivsten Gesellschaften, allesamt Töchter des Landes, um ihre Vorschläge gebeten. Betroffen sind das Joanneum inklusive Kunsthaus, der Steirische Herbst, die List-Halle, die Theater-Holding, die Kultur Service Gesellschaft und auch die Regionale.

Die Bereitschaft, ein Bein oder einen Arm zur Amputation freizugeben, hält sich aber in engen Grenzen. Peter Pakesch, der Intendant des Joanneums, verweist auf die langfristigen Finanzierungsvereinbarungen. Er fordert sogar mehr Geld: 2011 steht das 200-Jahr-Jubiläum an; mit der Neueröffnung des Joanneumsviertel stehe eine größere Ausstellungsfläche zur Verfügung, die bespielt werden will. Zudem sei das Budget für das Kunsthaus seit sieben Jahren gedeckelt, was de facto einer Kürzung gleichgekommen sei.

Auch Herbst-Chefin Veronica Kaup-Hasler sieht keine Einsparmöglichkeiten. Eine Kürzung hätte die Frage zur Folge: "Will ich lieber erblinden oder ertauben?" Kaup-Hasler kämpft darum, das Budget zu halten. Was schwierig genug ist, denn das Land habe die Miete für die Spielstätten heuer um 70.000 Euro angehoben.

Auf Kürzungen müssen sich wohl alle Kulturanbieter einstellen, auch wenn die Entscheidung erst nach der Landtagswahl am 26. September gefällt wird: Beim Symposion Inter(Relations), das am Montag im Kunsthaus stattfand, machte Landesrätin Bettina Vollath den Kulturschaffenden wenig Hoffnung. Aber man gab ihnen den Rat, sich etwa bei der EU um Fördergelder zu bewerben.

Zudem gründete die Kulturabteilung eine Aktivitäten bündelnde Stabstelle für internationale Projekte: Ziel ist es, Künstler nach Graz zu holen (wie z. B. mit dem Atelierprogramm Rondo) und das steirische Kulturschaffen über die Grenzen hinaus bekanntzumachen (wie z. B. mit der erfolgreichen Ausstellung Sense of Architecture, die weltweit gezeigt wurde). Wichtigstes Tool dabei ist, so Werner Schrempf, Intendant von La Strada, und Kaup-Hasler, ein internationales Netzwerk. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 05.05.2010)