Auf Facebook gelten andere Regeln für die Verbreitung von Nachrichten als in der herkömmlichen Medienwelt. Während üblicherweise der Grundsatz Anwendung findet, dass sich Negativ-Schlagzeilen am besten verkaufen lassen, finden positive Meldungen in dem sozialen Netzwerk mehr Anklang. Das geht zumindest aus einer aktuellen Analyse von Dan Zarrella, Social-Meida-Consultant bei der Marketingfirma HubSpot hervor.

Demnach werden Artikel mit positiven Überschriften um 30 Prozent häufiger auf Facebook geteilt als im Durchschnitt, jene mit negativen Überschriften wiederum um zehn Prozent weniger als im Durchschnitt. Wenig überraschend sind Meldungen mit Sexthemen auch in dem sozialen Netzwerk der Renner und werden um knapp 90 Prozent häufiger weiter verbreitet.

Zarrella verglich die Daten von auf Facebook geteilten Artikeln über mehrere Monate hinweg – rund 12.000 Meldungen der 20 wichtigsten Technikwebseiten und Zeitungen wie New York Times oder Newsplattformen wie Huffington Post, berichtet das Wall Street Journal. "Ich war ein bisschen überrascht, dass positive Schlagzeilen ein besseres Ergebnis erzielten als negative." Dass sich das Sprichwort "Sex Sells" auch auf Facebook bewahrheitet, kam hingegen weniger überraschend.

Kommunikationspsychologisch plausibel

"Ich kenne zwar keinen empirischen Beweis dafür, dass sich positive Schlagzeilen auf Facebook besser verbreiten als negative. Allerdings scheint die Theorie aus kommunikationspsychologischer Sicht plausibel", ergänzt Kai Weidlich, Geschäftsführer des Medien Institut in Ludwigshafen. Es gebe einen entscheidenden Unterschied zur traditionellen massenmedialen Anbieter-Nutzer-Konstellation.

"Während das zeitungslesende Individuum mit anderen Menschen der jeweiligen Medienzielgruppe praktisch nichts zu tun hat, bauen sich Facebook-Zielgruppen um jeweils einen Nutzer auf. Auf Facebook werden Informationen an 'Freunde' weitergegeben und da ist es dann wie im richtigen Leben: Überbringer von schlechten Botschaften werden gerne mal geköpft", erläutert Weidlich. Tendenziell sei es also unüblich, Menschen, die man mag, ständig mit schlechten Nachrichten zu versorgen.

"Zum anderen sind in traditionellen Medien Bad News deswegen Good News, weil sie Quote bringen. Da der nutzergenerierte Content aber nicht in erster Linie Quote bringen muss, besteht auch keine Notwendigkeit unbedingt schlechte Nachrichten zu bringen", schließt Weidlich.

Analyse soll tiefer gehen

Zarrella will indes weiterhin Daten sammeln und noch tiefergehendere Analysen anstellen. Künftig will er sich nicht nur mit den Überschriften, sondern mit den vollen Texten beschäftigen und auch andere Inhalte wie Videos und Fotos einbeziehen. Schon jetzt zeigte sich, dass Artikel, deren Titel einfacher gehalten sind und auf einen leicht verständlichen Text hindeuten, eher mit anderen geteilt werden. (pte)