Wien - Die Austrian Airlines (AUA) sieht ihre Ergebnisvorhaben für 2010 trotz der mehrtägigen Flugausfälle und Folgekosten durch den aschespeienden Vulkan auf Island nicht gefährdet. Das hat AUA-Vorstand Andreas Bierwirth am Montagabend bei einer Diskussion in Wien deponiert. Mitte April hatte eine Aschewolke aus Island den Flugverkehr in Europa für Tage lahmgelegt.

"Wir sind im Genesungsprozess", befand Bierwirth. "Saniert" sähe er die AUA erst, sobald sie Umsatzmargen wie die Mutter Lufthansa oder Schwester Swiss erreichte. "Sagen wird das aber nie einer. Das Wort ist verbrannt", so der AUA-Vorstand.

Bierwirth sprach damit den unrühmlichen Abgang seines geschassten Vorgängers Alfred Ötsch an, der sich angesichts eines kurzzeitigen Minigewinns für 2007 dazu hinreißen ließ, die AUA als "saniert" zu bezeichnen. Nur ein paar Monate darauf musste der Notverkauf an die Lufthansa eingeleitet werden, der Staat musste eine halbe Milliarde drauflegen, damit der Verkauf überhaupt zustande kam. Die beiden letzten Jahre schlossen mit hohen Verlusten.

Ende 2010 soll die AUA nach den bisherigen Vorgaben einen positiven Cash-Flow liefern, also "kein Cash mehr verbrennen." Ende 2011 erwartet die Mutter Lufthansa, dass die österreichische Tochter im operativen Ergebnis positiv ist. Die Ergebniskaskade sei intakt, "wir haben keine Indikationen, dass wir das nicht schaffen", so Bierwirth. Nachsatz: "Wenn wir nicht große externe Ereignisse haben wie Vulkanasche".

Im bisherigen Verlauf (ausgenommen der Zeitraum der Flugverbote) war man "leicht über Plan". Deshalb sollten die Flugausfälle von Mitte April auch insofern verkraftet werden, als die Jahrespläne halten sollen. Nach dem Ende des Flugverbots hat es drei bis vier Tage gedauert, bis alle Passagiere wieder dort waren, wo sie sein wollten.

Über den genauen wirtschaftlichen Schaden gibt die Airline bis auf weiteres nichts bekannt. Anders als bei "9/11" (2001, Anschläge in USA) habe es sich beim Einbruch im Flugbetrieb um ein kurzfristiges meteorologisches Ereignis gehandelt. Den Stillstand wegen der Vulkanasche-Wolke in Europa wertet Bierwirth als "übertrieben". Allerdings macht er da keine Schuldigen aus.

Optimiert am Jahresende

Als Teil des Lufthansa-Konzerns - seit vorigem September - wolle die österreichische Airline Ende des Jahres genau so "optimiert" arbeiten wie die Schwester Swiss heute. Der Kampf gegen die Billigflieger ist aufgenommen. Laut Bierwirth fliegt die AUA auf dreimal so vielen Strecken im Wettbewerb mit Low Cost Carriern wie die Swiss.

Im Interkontinentalverkehr werde die AUA, die in dem Segment noch nie Geld verdient habe, heuer Geld verdienen, so Bierwirth weiter. Neue Langstreckenziele seien geplant. "Nur auf den Strecken, wo die großen Verkehrsströme sind", zu den großen Metropolen der Welt. Die Wiederaufnahme des Flugs nach Mumbai ist in Vorbereitung, auch nach USA und Asien wird in absehbarer Zeit wieder verstärkt. Zuletzt waren die Langstrecken massiv gekürzt worden.

Im innerösterreichischen Regionalverkehr (Bundesländer) macht der AUA-Vorstand in den nächsten Wochen mit einem neuen Streckenkonzept einen neuen Anlauf, die Länder in die Frequenzplanung (sprich: "Zuschüsse") einzubeziehen. Viel erwartet man sich aber nicht.

Warten auf den Ostmotor

"Wenn wir wieder Geld verdienen", so Bierwirth, werde man auch im Kurzstrecken-Catering wieder etwas machen. Zum Markenauftritt gehört auch der Osten. "Wenn im zweiten Halbjahr Osteuropa als Motor wieder anspringt, wäre das gut." Auch in die Ukraine fliege man weiter, mit tendenziell leeren Fliegern. Für die Region ist Bierwirth seit vier Wochen nach ersten Zeichen einer Erholung jetzt optimistischer als vor einem halben Jahr.

Für das 150 Mio. Euro schwere Sparpaket bei den Personalkosten sieht der AUA-Vorstand trotz letzter ausstehender Abstimmungen und Unterschriften von Teilen der Belegschaft keine Hindernisse mehr. 2008 und 2009 waren schlimm für die AUA, die Finanzkrise räumte die Wertpapierdepots leer, Rezession und Luftfahrtkrise die Flieger. Meistens würden Airlines über Konkurs saniert. Im Gefühl des AUA-Vorstands über das, was alle durchgemacht haben, herrscht im Rückblick aber genau das vor: "Wir fühlen uns noch immer so, als ob wir in Konkurs gewesen wären, obwohl wir das nicht waren." (APA)