Die Setzung der Steine verändert den öffentlichen Raum mit dem Ziel, der jüdischen BewohnerInnen Wiens und des Holocausts zu gedenken.

Foto: Meri Disoski

Steine der Erinnerung am Volkertplatz im 2. Bezirk.

Foto: Meri Disoski

Vor dem Zweiten Weltkrieg stammte fast die Hälfte der Bevölkerung des 2. Wiener Bezirkes aus jüdischen Familien. Ein Großteil von ihnen wurde in der NS-Diktatur vertrieben und ermordet. Über die meisten weiß man heute kaum noch etwas außer ihren Namen, ihre, Geburts- und Ermordungsdatum bzw. den Tag ihrer Deportation.

Steine der Erinnerung
Nach Vorbild des deutschen "Stolpersteine"-Projektes von Gunter Demnig sind es diese Informationen, die in die Messing-Oberfläche der zehn Mal zehn Zentimeter großen "Steine der Erinnerung" eingraviert werden. Die Setzung der Steine verändert den öffentlichen Raum mit dem Ziel, der jüdischen BewohnerInnen Wiens und des Holocausts zu gedenken. Vor jenen Häusern, aus denen BewohnerInnen jüdischer Herkunft vertrieben worden sind, platziert, sollen die Steine Erinnern und die Überwindung von Anonymität ermöglichen. Vor allem für die Angehörigen der Verfolgten und Ermordeten seien diese "symbolischen Grabsteine" von besonderer Bedeutung, so Elisabeth Ben David-Hindler, Initiatorin und Leiterin des Projekts.

Weg der Erinnerung
In zehn Wiener Bezirken sind mittlerweile Steine der Erinnerung verlegt worden. In der Leopoldstadt, wo vor dem 2. Weltkrieg die meisten Wiener JüdInnen gelebt haben, ist auch ein "Weg der Erinnerung" entstanden. Er umfasst über 100 Stationen, die zu jenen Orten führen, die vor der NS-Herrschaft für das jüdische Leben im Bezirk von Wichtigkeit waren: die jüdischen Bühnen, der Pazmanitentempel und der Leopoldstädter Tempel sowie kulturelle, politische und soziale jüdische Einrichtungen. Auch Orte der Verfolgung werden ausgewiesen, beispielsweise Sammellager, in die die jüdischen BewohnerInnen gebracht wurden, bevor man sie in Konzentrationslager verschleppte.

Aktives Gedenken

Mit den Steinen bzw. dem Weg der Erinnerung möchten der Verein "Steine der Erinnerung" nicht zuletzt auch die "Wiener Vergangenheitsbewältigung" zu einer "gemeinsamen Sache" werden lassen. Denn: "Je mehr Menschen daran beteiligt, sind, desto stärker ist auch die Verankerung. Und die Wirkung." UnterstützerInnen hat das Projekt indes schon einige. So übernehmen AnrainerInnen die Pflege der Steine und der Gedenktafeln und ein Großteil der Kosten für die Steine bzw. den Weg der Erinnerung wird über Patenschaften finanziert. Mit der Übernahme einer Patenschaft um 120 Euro bzw. mit der Finanzierung von "Bausteinen" um 18, 36 oder 72 Euro kann sich jede/r aktiv am Gedenken beteiligen, denn viele Bausteine tragen den Weg."