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Der Anteil der Personen über 60 ist in Favoriten höher als im restlichen Wien.

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Ergebnis Favoriten Gemeinderatswahl 2005. Quelle: wien.gv.at

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Ergebnis Favoriten Bezirksvertretungswahl 2005. Quelle: wien.gv.at

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Eissalon Tichy am Reumannplatz.

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Werner Faymann (SPÖ) warb vor der Nationalratswahl 2008 am Viktor-Adler-Markt um Stimmen.

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Auch Heinz-Christian Strache (FPÖ) absolviert traditionellerweise Wahlkampfauftritte am Viktor-Adler-Markt.

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Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (im Bild mit Vizebürgermeisterin Renate Brauner) bei der Grundsteinlegung für die "Therme Oberlaa Neu".

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"Bitte eine Tüte mit Schokolade, Pistazie und Erdbeer!" Am Reumannplatz stehen die Menschen vor dem Eissalon Tichy Schlange und bestellen Eis oder die berühmten Eismarillenknödel. Die ersten Frühlingstage sind eingekehrt und das merkt man, wenn man abends in der Fußgängerzone in der Favoritenerstraße spazieren geht. Es sind Gruppen von Jugendlichen und verliebte Pärchen unterwegs. Ältere Frauen haben auf den Parkbänken Platz genommen und beobachten das emsige Treiben.

Wahlkampfauftritte am Viktor-Adler-Markt

Die Gegend um den Reumannplatz ist das Zentrum des 10. Wiener Gemeindebezirks, der sich auf ein Areal von fast 32 Quadratkilometer erstreckt. Hier bei der Endstation der U1 befinden sich die meisten Geschäfte, das bekannte Amalienbad und der Traditionseissalon, der auch Menschen aus den anderen Wiener Bezirken nach Favoriten lockt. Nur wenige Meter weiter die Fußgängerzone entlang gelangt man zum Viktor-Adler-Markt. Auch den kennt man nur zu gut: von zahlreichen Wahlkampfveranstaltungen, die hier unter Aufmerksamkeit der medialen Öffentlichkeit abgehalten werden - sei es von SPÖ oder in den letzten Jahren auch von der FPÖ. Untertags wird Gemüse verkauft.

Bezirk der Arbeiter und Pensionisten

Favoriten ist seit jeher ein von der SPÖ dominierter Bezirk. Es gibt mehr als 170.000 Einwohner. Rund ein Zehntel aller Wiener lebt in Favoriten. Das SPÖ-Stammklientel ist mit den Arbeitern und Pensionisten vorhanden. Die Zahl der Menschen im Alter von über 60 liegt mit 22,8 Prozent über dem Wiener Wert von 21,7 Prozent. Seit 1946 werden die Bezirksvorsteher von der SPÖ gestellt.

Blaue Bedrängnis

Die FPÖ buhlt in Favoriten um dieselbe Wählerschaft wie die SPÖ - und konnte in der Vergangenheit der SPÖ immer wieder Wählerstimmen abnehmen. Zum Beispiel 1996, als die FPÖ unter Jörg Haider bei den Gemeinderatswahlen 30,8 Prozent der Stimmen erreichte. Die SPÖ kam auf 45,5 Prozent. Spitzenkandidat der FPÖ war der mittlerweile verstorbene Rainer Pawkowicz. Er warb damals wie schon 1991 mit dem Spruch "Wien darf nicht Chicago werden".

Bei der letzten Wien-Wahl behauptete die SPÖ allerdings ihre Vormachtstellung. 56,7 Prozent wählten rot. Die FPÖ blieb, nachdem sich kurz davor das BZÖ abgespalten hatte, mit 19,5 Prozent weit hinter ihrem Rekordergebnis von 1996 zurück. 

Zuletzt bei der EU-Wahl im Juni 2009 triumphierte wiederum die FPÖ. Sie kam auf 22,71 Prozent (die SPÖ auf 34,12 Prozent) und legte im Vergleich zu 2004 um 16,31 Prozent zu. Viele SPÖ-Wähler waren auch zu Hans-Peter Martin abgewandert, der 18,72 Prozent der Stimmen erreichte.

ÖVP und Grüne chancenlos

Die ÖVP spielt in Favoriten kaum eine Rolle. Bei der letzten Gemeinderatswahl 2005 kam die ÖVP auf 12,3 Prozent. Auch die Grünen liegen weit unter ihrem Wien-Schnitt. Nur 8,5 Prozent der Favoritener stimmten 2005 für sie. 

Ein beliebtes Wahlkampfthema ist in Favoriten die Ausländerpolitik. Der Anteil der ausländischen Einwohner lag 2005 bei 20,2 Prozent (Wien-Durchschnitt: 18,7 Prozent) und weist gegenüber 2001 (16,5 Prozent) eine steigende Tendenz auf. 

Bezirksobfrau in Favoriten ist seit 1994 Hermine Mospointner (SPÖ). Ihre Herausforderer, die Bezirksobleute der anderen Parteien, sind Alfred Hoch (ÖVP), Eduard Schock (FPÖ) und Thomas Redl (Grüne).

Streit um "Roten Platz"

Dass der Wahlkampf vor der bevorstehenden Wien-Wahl im Herbst in Favoriten längst Einzug gehalten hat, merkt man an dem Thema, das in den letzten Wochen in Favoriten für Aufregung sorgte: Die SPÖ plant nämlich im Zuge der Sanierung der Fußgängerzone Favoritenstraße den Bereich vor dem Viktor-Adler-Markt mit rotem Gussasphalt einzufärben. Ein Umstand, der den anderen Parteien so gar nicht gefällt. "Nach Moskau bekommt nun auch Wien seinen Roten Platz", ätzte die FPÖ. (rwh, derStandard.at, 4.5.2010)