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Sonja Zietlow.

Foto: AP/Messner

Das Archiv ist, so lernten wir, die Rache des Journalisten: Bei TV-Politformaten führt ein Hervorholen von Fakten und Statements ja mitunter zu hellen Momenten, so man Amtsträger mit Aussagen von früher konfrontiert. Ein paar Widersprüche samt Schweißperlen auf der Stirn des Funktionsträgers sind da schon drin. Es lebe die gute alte Aufklärung!

Nun konnte man auf RTL zur Primetime am Samstag allerdings dem gespenstischen Archiv-Format "Die 25 pikantesten Promi-Geheimnisse" begegnen. Die Moderatorin, Sonja Zietlow, übte sich in der Kunst der Promi-Vehöhnung, deutsche Viertelstars kommentierten die Bilder der Hitparade. Den überwiegenden Teil der Sendezeit füllte man jedoch mit ewigen Wiederholungen von zum Teil uncharmanten Gerüchten und Filmdokumenten: Oscar-Preisträgerin Helen Mirren trug bei der Preisverleihung keine Unterwäsche! Til Schweiger zeigte einst für den Playboy seinen Popo! Heiner Lauterbach spielte beim Schulmädchenreport mit! Lady Gaga sah einst wie ein biederes Mädchen aus, saß singend ganz sündenfrei am Klavier! Talkmaster Devid Letterman hatte Sex mit Damen, die für ihn arbeiteten! Michael Douglas ließ sich liften! Boris Becker hatte Sex in der Besenkammer! Und schließlich Michael Jackson: Er siegte im RTL-Ranking, da die alte Frage, ob seine Kinder wirklich von ihm sind, irgendwen angeblich immer noch aufwühlt. Billig.

Allein faszinierend: Sattsam Bekanntes hat - durch die Brille der Prüderie betrachtet - TV-Format erlangt, ohne dass einer der Verhöhnten vors Mikro geholt wurde, um Neues zu erzählen. Zumindest Zietlow hätte eines ihrer schrecklichen Geheimnisse lüften können. Hätte doch keine Kosten verursacht. (Ljubisa Tosiæ/DER STANDARD; Printausgabe, 3.5.2010)