Zeitungsmacher Di-Tutu Bukasa kämpft gegen Abschiebungen

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Als Di-Tutu Bukasa 1975 als Student aus dem Kongo nach Österreich kam, reichten 3000 Schilling Bankguthaben, um ein Visum zu bekommen. Heute, 35 Jahre später, schlägt sich der Jurist, Zeitungsherausgeber und Vorsitzende der afrikanisch-österreichischen Fußballmannschaft "Sans papiers" mit den Folgen eines - wie er sagt - "politischen Virus" herum, der die Bleibebedingungen für "Fremde" massiv verschlechtert und das Misstrauen gegen sie stark verschärft habe.

Neun Abschiebungen seit Jahresanfang

So sehr, dass Bukasa nach den turbulenten Protesten in Hernals vergangene Woche mit der höchstwahrscheinlichen Abschiebung seines Clubcoaches und eines weiteren Spielers konfrontiert ist: "Seit Anfang 2010 haben sie mir neun Mannschaftsmitglieder abgeschoben. Viele trauen sich nicht mehr zum Training" , schildert er. Dabei seien die "Sans papiers" als Integrationsprojekt gedacht gewesen. Dass ihm in der Flüchtlingshilfsszene teils vorgeworfen wird, er unterstütze das Untertauchen Illegalisierter, wehrt er ab. Die Betreffenden würden sich "eben sehr fürchten" .

Besagtes Virus "einer Fremdenfeindlichkeit à la Bürgermeister Karl Lueger" habe in der Kreiskyzeit noch geschlummert, sagt Bukasa. Kreisky - "eine Vaterfigur" - habe "Politik nicht nur für die eigenen Kinder, sondern auch für die Kinder der anderen gemacht" . Daher die Anziehungskraft Österreichs für den 1947 im Kongo geborenen Mann, der eigentlich nach Dänemark wollte, nachdem er in Kinshasa die blutige Niederschlagung eines Studentenaufstandes miterlebt hatte.

Schwärmen von Kreisky

In Erinnerung an den SP-Bundeskanzler und Sonnenkönig kommt Bukasa fast ins Schwärmen: "Ich hatte Kreiskys Stimme gehört. Er sprach völlig anders als die kongolesischen Politiker mit ihrer aufgesetzten Männlichkeit" , sagt er. Das Ende der SPÖ-Alleinregierung, den Aufstieg Jörg Haiders und die folgenden politischen Verschiebungen erlebte der in Österreich Eingebürgerte als Abstieg.

Nachdem 1999 der Schubhäftling Marcus Omofuma durch gewalttätige Behandlung von Polizisten starb, ging der verheiratete Vater zweier Kinder politisch in die Offensive. Greifbares Ergebnis: Die "Bunte Zeitung" , mit einem heterogenen, deutsch-englischen Artikelangebot, auf deren Titelblatt einmal gar Hitlers Regisseurin Leni Riefenstahl Hand in Hand mit einem schwarzen Mann aus dem Volk der Nuba abgebildet war. Er habe "Kontraste anbieten wollen" , erklärt Bukasa dies. Er selbst sieht sich "vor allem als Weltbürger" . (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 3.5.2010)