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Foto: AP/Wanicakorn

"Wir haben die Proteste beendet, jedoch nicht unseren Kampf für die Demokratie", sagte Nattawut Saikuar. Zuvor zwangen Regierungskräfte seine "Union für Demokratie und gegen Diktatur" - besser bekannt als "Rothemden" - zum Abzug aus dem Regierungsviertel Bangkoks, das sie drei Wochen lang besetzt gehalten hatten. Das war im April 2009. Ein Jahr später okkupiert die rote Koalition aus armen Landbewohnern und städtischen Regierungsgegnern wieder Teile der Innenstadt Bangkoks.

Der 34-jährige, leicht korpulente Nattawut ist Sprecher der breiten Front der Gegner von Premier Abhisit Vejjajiva und seiner vom Militär gestützten Regierung. Er gilt auch als Initiator der ersten Protestaktionen im Februar sowie der spektakulären "Blutvergießungen" von zuvor abgezapftem Blut tausender Demonstranten im März. Mit seiner launigen, charismatischen Ader gelinge es ihm, die zum Teil seit Wochen im Geschäftsviertel Bangkoks campierenden Massen bei der Stange zu halten, berichten Stimmen aus Bangkok.

Geübt hat Nattawut seine Kunst als Redner zuvor als Komödiant in einer Satiresendung imFernsehen. Öffentlich mit seiner Sprachkunst aufgetreten soll er aber schon als Mitglied des Debattierklubs an seiner Schule sein. Der Absolvent der thailändischen Elite-Universität Nida ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Trotz Master-Titels tritt er vor allem in roten T-Shirts unter die Reihen seiner meist ländlichen Gefolgschaft.

Nattawut ist jedoch nicht nur professioneller Spaßvogel, sondern auch ein versierter Politiker. Im Februar 2008 stieg er, nach dem Verlust seines Sitzes bei den Parlamentswahlen imJahr davor, zum Sprecher der Regierung von Premier Samak Sundaravej auf. Im Zuge der politischen Krise in Thailand im Verlauf des Jahres wurde Samak jedoch seines Amtes enthoben, und Nattawut fand sich an der Spitze der Oppositionsbewegung wieder.

Kritiker werfen Nattawut vor, eine Marionette von Expremier Thaksin Shinawatra zu sein, dessen Rückkehr aus dem Exil viele "Rothemden" fordern. Thaksin war 2006 nach einem Armeeputsch aus Thailand geflohen;sein Nachfolger Samak ist sein Schwager.

Nattawut bestreitet den Vorwurf. Bei der Protestbewegung der "Rothemden" gehe es darum, jedem in Thailand das Recht auf eine Stimme zu verleihen, und nicht um die Rückkehr eines Mannes. (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 30.4.2010)