Blick auf die Rax.

Foto: Österreich Werbung/Diejun
Grafik: Der Standard

Etliche Schutzhütten in den niederösterreichischen Voralpen haben schon lange keinen Pächter mehr und werden ehrenamtlich von Mitgliedern der alpinen Vereine zumindest an Wochenenden und Feiertagen bewirtschaftet. Das birgt die Gefahr, dass sich einmal niemand findet, der die Plage auf sich nimmt. Für die urige Enzianhütte auf dem Kieneck aber zeichnet sich eine rosige Zukunft ab. Das Haus hat im Vorjahr eine Wasserver- und -entsorgungsleitung erhalten, was als sicheres Indiz zu werten ist, dass diese Hütte noch lange in der Saison als durchgehend bewirtschafteter Stützpunkt zur Verfügung stehen wird. Allein dieser höchst erfreuliche Aspekt wäre Anlass genug, wieder einmal auf diesen wunderschönen Berg zu steigen, der dem Wanderer auch sonst einiges zu bieten hat.

Zwar ist auf dem Gipfel die Sicht teilweise durch Bäume verstellt, aber von der Terrasse der Enzianhütte erblickt man immerhin Ötscher, Dürrenstein, Schneealpe, Rax und Schneeberg, Gippel, Dürre und Hohe Wand.

Vor allem aber wartet das Kieneck mit einer artenreichen Pflanzenwelt auf, in der um diese Jahreszeit besonders der Bestand an Maiglöckchen und Weißem Waldvögelein auffällt. Enzian, dem das Schutzhaus seinen Namen verdankt, gibt es natürlich auch. Alles zum Anschauen und Bewundern, nicht zum Pflücken, denn die Blumen sind streng geschützt.

Der Höhenzug mit dem Kieneck, der auf der Himmelsreith bei Furth beginnt und mit der Jochart bei Rohr im Gebirge endet, beschäftigte immer schon die Heimatforscher, denn Namen wie Geisruck weisen auf Keltisch-Kultisches hin. Ein Wissbegieriger hat entdeckt, dass der Kieneck-Gipfel mit dem Roten Kreuz auf dem Hocheck und der Totenleuchte beim Karnerwirt in Muggendorf ein rechtwinkeliges Dreieck bildet, was angeblich kein Zufall sein kann. Die kleine Kapelle neben der Hütte wird gerne von Wallfahrern aufgesucht.

Der Anstieg über den Matrassteig weist steile Abschnitte auf, ist aber trotzdem sehr lohnend. Manche Autoren empfehlen als Weg zur Höhe den Enziansteig, der großteils über einen Rücken mit mehreren Aussichtspunkten führt. Nur sieht man da schon sehr früh die Hütte, und der Weg zieht sich. Das mögen manche nicht.

Die Route: Die Zufahrt erfolgt von Pernitz - vorbei an Muggendorf und den Myrafällen - nach Thal, wo man beim Feuerwehrhaus parkt. Dann wandert man - rot markiert - gemütlich in den Viehgraben hinein. Später wird der Weg steiler, wenn man dann nach rechts auf den Matrassteig abzweigt, sogar teilweise sehr steil. Bis zur Enzianhütte braucht man gute zwei Stunden.

Auf der roten Markierung geht es weiter in Richtung Unterberg, hinab in den Sattel, fast am Ende der Gegensteigung hält man sich rechts auf den blau markierten Enziansteig, der nahe dem Feuerwehrhaus in Thal endet. Gehzeit ab Kieneck: zwei Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Album/Printausgabe, 1./2./5.2010)