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Hausdurchsuchungen gab es schon in der Causa Hypo Kärnten - der Anwalt der "CSI Hypo" will mehr.

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Guido Held urgiert hartes Vorgehen der Justiz gegen die Beschuldigten.

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Ex-Banker und ihre Geschäftspartner hätten dem Institut mehr als 100 Millionen Euro entzogen.

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STANDARD: Sie haben im Namen der Bank gerade die 31. Strafanzeige in der Causa Hypo Alpe Adria eingebracht. Was werfen Sie den Ex-Hypo-Bankern vor?

Held: Untreue zum Beispiel. Die Hypo Gruppe war über Jahre von einer kriminellen Struktur umgeben, der einzelne kriminelle Organe der Bank zugearbeitet haben. Sie haben ihre Kompetenzen missbraucht, um andere und wahrscheinlich auch sich selbst zu bereichern. Wir haben Hinweise, dass enorme Beträge zugunsten Dritter und zu Lasten der Bankengruppe verschoben wurden. Allein bei der jetzt überreichten Sachverhaltsdarstellung geht es um rund 30 Mio. Euro: So viel haben die Eigentümer schon vor Baubeginn aus den Gesellschaften gezogen. Da hat eine Vielzahl so genannter Investoren Projekte vorgetäuscht und die Konstruktionen benützt, um Geld heraus zu ziehen und zu verschieben.

STANDARD: Wer genau?

Held: Wir haben konkrete Verdachtsmomente, dass teils ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Bank, teils deren Geschäftspartner dahinter stehen. Ich erwarte, dass die Staatsanwaltschaft jetzt rasch dramatische Maßnahmen setzt.

STANDARD: Haft? Kontosperren?

Held: Ich erwarte Maßnahmen für die Vermögenssicherung im Interesse des österreichischen Staates und seiner Steuerzahler, also etwa Kontosperren. Und man muss dieAbsprache- und Fluchtgefahr, die im Raum steht, blockieren.

STANDARD: Wer müsste in U-Haft?

Held: Das zu sagen, ist nicht meine Aufgabe. Die Höhe der Beute, die die verantwortlichen Organe und ihre Geschäftspartner aus der Hypo in ihr Privatvermögen verschoben haben und die Höhe der Strafdrohungen dafür ist so dramatisch, dass ich davon ausgehe, dass die Haftgründe bestehen. Es darf nicht sein, dass sich die Täter mit der Beute verabschieden, dass sich die Beute verdünnt.

STANDARD: Bis jetzt gibt es Hausdurchsuchungen und Einvernahmen. Ist die Staatsanwaltschaft in den Augen der "CSI Hypo" , die Sie ja vertreten, träge?

Held: Nein, sie hat einen schwierigeren Zugang als wir von der CSI, sie kann nur konkrete Verdachtsmomente erheben. Wir wurden von der Republik beauftragt, unabhängig von Verdachtsmomenten jeden Beleg, Kredit- und Leasing-Akt umzudrehen und auf Malversationen zu prüfen. Der CSI geht es auch darum, dass sie der Republik für das Engagement, das sie übernehmen musste, einen entsprechenden Return verschafft.

STANDARD: Wie groß ist denn die Beute, um Ihr Wort zu verwenden?

Held: Wir arbeiten jetzt seit rund drei Monaten und werden täglich fündig. Schon jetzt gehen wir davon aus, dass die dem Konzern entzogenen Mittel weit über 100 Millionen Euro liegen. Die Vermögen sind zu einem Teil in Liechtenstein gebunkert, ein Teil ging in den Balkan, das ist für mich klar. Es wäre gut, wenn die Kontobewegungen, die dahinter stehen, und die wir als CSI ja nicht verfolgen können, von der Justiz untersucht würden. Es sind nämlich auch immer die gleichen zehn bis zwölf Personen, die da im externen Netz rund um die Bank aktiv waren.

STANDARD: In Kärnten beschäftigen sich drei Staatsanwälte mit der Causa Hypo. Können die das alles bewerkstelligen in vertretbarer Zeit?

Held: Ich hoffe, dass die Justiz rasch zu straf- und zivilgerichtlichen Erfolgen kommt. Aber schauen Sie, allein die hochkomplexe Anzeige, die wir jetzt überreicht haben, umfasst mehr als 60 Seiten, mit zig Ordnern, die jeweils zehn Zentimeter dick sind. Das ist ein Lastwagen voll mit Belastungsmaterial.

STANDARD: Hat die Kontrolle in der Bank eigentlich total versagt?

Held: Die kriminelle Struktur wurde auch durch einzelne Wirtschaftsprüfer unterstützt. Bilanzen wurden gefälscht, der Hypo-Vorstand hat sich externen Kontrollorganen gegenüber aufs Geschäfts- und Bankgeheimnis berufen. An dieser goldenen Tür sind alle Nachforschungen gescheitert.

STANDARD: Und der Aufsichtsrat?

Held: Dessen Rolle untersuchen wir gerade intensiv. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder war man dort geradezu tölpelhaft unaufmerksam oder man wollte gewisse Entwicklungen verdrängen. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.4.2010)