Berlin - Der Dirigent Daniel Barenboim ist über die Plünderungen und Zerstörungen im irakischen Nationalmuseum in Bagdad entsetzt. "Ich bin schrecklich irritiert darüber, dass amerikanische Soldaten meinten, nicht in der Lage gewesen zu sein, das zu verhindern", sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper am Montag vor Journalisten. Das Museum mit den unschätzbaren Kunstschätzen sei über Jahrhunderte aufgebaut worden.

Es herrsche oft das Missverständnis, Kultur sei eine "exklusive Sache Europas", meinte Barenboim. "Das ist es selbstverständlich nicht." Bagdad und das Zweistromland Mesopotamien hätten eine uralte Tradition und verkörperten nicht nur moslemische und arabische Kulturgeschichte.

"Historische Bedeutung, die man gar nicht überschätzen kann"

"Mesopotamien und seine Kulturschätze sind wichtig für die ganze Welt, auch für das Judentum, sie sind von einer historischen Bedeutung, die man gar nicht überschätzen kann. Dass man damit ohne jede Verantwortung umgehen kann, hat mir sehr wehgetan, auch wenn natürlich die Opfer an Menschenleben in diesem Krieg das Schlimmste sind."

Intendant Peter Mussbach bezeichnete Mesopotamien als "Wiege der Menschheit und unserer Kultur". In dem Land zwischen Euphrat und Tigris habe es die ersten großen Hochkulturen der Menschheit gegeben und hier sei "das erste große uns überlieferte Epos entstanden, das Gilgamesch-Epos".

"Schrecklichste an diesem Krieg ist seine Illegalität"

Zum Irak-Krieg meinte Barenboim: "Man kann vieles über diesen Krieg sagen. Er ist schrecklich. Man hat mich bis heute nicht davon überzeugen können, dass alle Mittel der Diplomatie ausgeschöpft worden sind. Das Schrecklichste an diesem Krieg aber ist seine Illegalität. Das ist ein Präzedenzfall, der uns noch Jahrhunderte lang verfolgen wird." (APA/dpa)