Der unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 stehende US-Telekomcarrier WorldCom (MCI) hat mit seinen Gläubigern eine weitgehende Einigung erzielt. Wie das Wall Street Journal (WSJ) heute, Montag, berichtet, haben bereits 90 Prozent der Gläubiger dem Restrukturierungsplan zugestimmt. Sie erhalten neue Sicherheiten, die rund ein Drittel der usrprünglichen Forderungen ausmachen, das heißt sie verzichten auf zwei Drittel. Unter diesen Voraussetzungen könnte WorldCom bereits im September den Gläubigerschutz beenden. Der Konzern wird seine Pläne heute dem Konkursrichter vorlegen. Die Konkurrenz protestiert bereits aufs Heftigste.
Neue Eisen
Die rasche Einigung geht auf die Kappe des neuen starken Mannes von WorldCom, Ex-Compaq-Chef Michael Capellas. Um den Schatten seiner Vergangenheit abzulegen wird sich WorldCom wahrscheinlich ebenfalls mit dem heutigen Tage in MCI umbenennen (der Webstandard berichtete). Die URL www.worldcom.com wird bereits auf MCI umgeleitet. Der Konzern hatte MCI Communications vor fünf Jahren übernommen und seither seine Long-Distance-Aktivitäten unter dem Namen MCI vermarktet. Die Namensänderung gilt als klarer Versuch, vom Image der Bilanzfälschungen wegzukommen, die alles in allem bis zu elf Milliarden Dollar ausmachen dürften. Darüber hinaus hätte die Schaffung eines gänzlich neuen Namens nach Angaben aus Unternehmenskreisen "mehrere hundert Millionen Dollar" gekostet und die allgemeine Anerkennung, die MCI genießt, zunichte gemacht.
Umsiedelung
Als weiteres Zeichen des Neubeginns wird WorldCom seinen Konzernsitz von Clinton, Mississippi nach Ashburn, Virginia verlegen. Laut WSJ wird auch ein neuer Finanzchef ernannt. Robert Blakely soll das Amt des CFO übernehmen. Durch die Einigung mit den Gläubigern wurde die Veschuldung des Telekomriesen von 36 Milliarden Dollar auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Dollar reduziert. Konkurrenten wie AT&T oder Sprint üben bereits heftige Kritik an der Einigung. Der größte Bilanzbetrug in der US-Wirtschaftsgeschichte werde damit "belohnt", dass die Schulden extrem gesenkt werden und der Konzern sein "business as usual" fortsetzt. (pte)