Nassirijah/Paris - Der irakische Oppositionsführer Ahmed Chalabi hat Deutschland, Frankreich und die Vereinten Nationen scharf angegriffen und sich für einen Ausschluss beider Länder vom Wiederaufbau im Irak ausgesprochen. Durch ihre gegen den Irak-Krieg gerichtete Politik hätten vor allem Frankreich und Deutschland "de facto das Regime von Saddam Hussein unterstützt", sagte Chalabi der Pariser Tageszeitung "Le Monde" (Dienstagausgabe). Die UNO sei zu einem "De-facto-Alliierten von Saddam Hussein" geworden, fügte der Chef des Oppositions-Dachverbands Irakischer Nationalkongress (INC) hinzu. Sie habe beim Aufbau des Iraks keine "zentrale Rolle" zu spielen.

"Vom moralischen Standpunkt aus gesehen" seien Deutschland und Frankreich im Irak nicht gut angesehen, sagte Chalabi: "Wie können sie jetzt in den Irak kommen? Die Iraker werden sie niemals akzeptieren." Die Amerikaner hätten dagegen große Opfer geleistet, "und wir sind ihnen dafür dankbar". Frankreich und Deutschland hätten "die UNO benutzt, um sich dem irakischen Volk zu widersetzen", bemängelte der INC-Chef. Die Amerikaner sollten dagegen noch zwei Jahre lang im Land bleiben - allerdings nicht um es zu regieren, betonte der irakische Oppositionsführer in dem nach Angaben von "Le Monde" telefonisch aus Teheran geführten Interview.

Die Vereinten Nationen könnten seiner Einschätzung nach "keine zentrale Rolle" im Irak spielen, sagte Chalibi. Der Irak sei das "größte politische Experiment der UNO gewesen, und es ist gescheitert". Die UNO hätten seiner Einschätzung nach unter anderem einen Internationalen Gerichtshof für den Irak schaffen sollen. Dafür sei es nun zu spät; die Iraker würden diese Aufgabe selbst übernehmen. (APA)