Bild nicht mehr verfügbar.

Ein aufgebrachte Iraker in Bagdad vor einem brennenden Bild Saddam Husseins.

apa/dpa/gambarini

Berlin/London/Paris - Die Vereinten Nationen woürden sich beim Wiederaufbau im Irak keinesfalls einer US-geführten Übergangsregierung unterstellen. Das sagte der Direktor des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP, Mark Balloch Brown, in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". Die Verantwortung vor Ort liege zwar bei den USA, Großbritannien und ihren Alliierten. "Aber das bedeutet nicht, dass die UN Befehle von Amerikanern entgegen nehmen oder von ihnen koordiniert werden, sondern dass wir zusammen mit den Alliierten koordinieren", sagte Malloch Brown der Zeitung. Das Völkerrecht verbiete es der UNO, einer Besatzungsmacht unterstellt zu sein.

London will Baath-Mitglieder beteiligen

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon will Mitglieder der Baath-Partei von Saddam Hussein an der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung im Irak beteiligen. Es sei wichtig, zwischen denjenigen zu unterscheiden, die Gräueltaten verübt hätten, und zwischen Mitläufern, die Parteimitglieder sein mussten, um für das Regime arbeiten zu können, sagte Hoon der britischen Sonntagszeitung "The Observer".

Spannungen in Basra

In der südirakischen Millionenstadt Basra gab es nach den Zeitungsangaben jedoch bereits Spannungen, weil die britischen Truppen dort einen führenden Posten in der Stadtverwaltung mit einem früheren Mitglied der Baath-Partei, einen General, besetzt hatten. "Wir wollen so schnell wie möglich eine Atmosphäre der Normalität wiederherstellen", sagte Hoon in dem Interview. Er betonte, dass ein Großteil der Plünderungen von dem ehemaligen Regime gesteuert worden sei.

Übereinstimmungen zwischen Paris und London

Unterdessen wollten der britische Außenminister Jack Straw und Staatssekretär Mike O'Brien auf einer Reise in die Golfstaaten mit den dortigen Regierungen über den Wiederaufbau des Irak sprechen. Straw wird nach Angaben seines Ministeriums nach Bahrain, Kuwait, Katar und Saudi-Arabien reisen. O'Brien besucht Iran und Syrien.

Der französische Staatspräsident Jacques Chirac hat die Forderung nach einer Führungsrolle für die Vereinten Nationen bei der Nachkriegsverwaltung des Iraks bekräftigt. Chirac habe den britischen Premierminister Tony Blair in einem Telefongespräch über die Ergebnisse des Gipfeltreffens Russlands, Deutschlands und Frankreichs in St. Petersburg informiert, bestätigte eine Elysée- Sprecherin am Sonntag in Paris. Bei dem "sehr freundschaftlichen Gespräch" seien "viele Übereinstimmungen" festgestellt worden.

Wichtigste Aufgabe der alliierten Kräfte im Irak seien nach Ansicht Chiracs zunächst die Sicherung des Landes und die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung. Der politische, wirtschaftliche und soziale Wiederaufbau könnte hingegen nur mit Legitimition der Vereinten Nationen durchgeführt werden, sagte die Sprecherin. "Dies gilt besonders für den Einsatz einer neuen irakischen Regierung." (APA/AP/dpa)