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Foto: APA/AFPI/Barrak

Bagdad - US-Soldaten sind am Montag, dem 26. Tag des Irak-Krieges, ins Zentrum von Tikrit vorgestoßen, der Heimatstadt des entmachteten irakischen Machthabers Saddam Hussein. Unterstützt von Kampfhubschraubern erreichten amerikanische Einheiten am Morgen ohne nennenswerte Gegenwehr den zentralen Platz der Stadt. Am frühen Nachmittag besetzten US-Soldaten schließlich auch den Präsidentenpalast, einen von vielen im ganzen Land. Der Krieg wird von hohen US-Militärs als praktisch entschieden, allerdings noch nicht als vorbei bezeichnet. Das Schicksal Saddams und seiner wichtigsten Gefolgsleute ist weiter unklar.

Ein Sprecher des US-amerikanischen Zentralkommandos in Katar erklärte, der Militäreinsatz in Tikrit sei noch nicht zu Ende. Nach wie vor gebe es dort irakische Kämpfer, die sich nicht ergeben hätten. Der Widerstand gehe aber nicht über "gelegentliche Schüsse" hinaus.

Stadt wie ausgestorben

Im Morgengrauen war eine starke Streitmacht mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in Richtung Stadtzentrum vorgerückt. Die Lage war ruhig, die Stadt wie ausgestorben. Alle Geschäfte waren geschlossen. Ein Großteil der regulären Streitkräfte sowie der 100.000 Einwohner war in den vergangenen Tagen geflohen. US-Soldaten begannen mit der Durchsuchung von Gebäuden, aus denen sie zuvor beschossen worden waren.

Die US-Truppen kämpfen in Tikrit dem Vernehmen nach nicht mehr gegen Soldaten von Saddam Husseins Republikanischer Garde, sondern gegen irreguläre irakische Einheiten und arabische Freiwillige aus dem Ausland. Die Zahl dieser Araber werde auf einige hundert geschätzt, sagte ein BBC-Korrespondent beim US-Oberkommando in Doha (Katar). Tikrit sei nicht systematisch verteidigt worden, sagte er unter Berufung auf US-Militärquellen. "Dies ist keine Schlacht mit der organisierten irakischen Armee, sondern mit Paramilitärs und arabischen Kämpfern."

Vor fünf Tagen verlassen

Einwohner der rund 175 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt berichteten, die in Tikrit stationierten Einheiten der Republikanischen Garde hätten die Stadt bereits fünf Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner verlassen. Wohin die Kämpfer und die politische Führung verschwunden sind, konnte niemand sagen.

Auch über den Verbleib von Saddam Hussein selbst war weiterhin nichts bekannt. Der Befehlshaber der US-Truppen am Golf, General Tommy Franks, sagte, Experten verfügten über die DNS des entmachteten Staatschefs und anderer führender Regimevertreter. Diese Daten würden nun mit DNS-Proben von unidentifizierten Leichen verglichen, die am Ort von Bomben- und Raketenangriffen auf die irakische Führung gefunden worden seien.

Gefechte in Bagdad

In der Nähe des Hotels Palestine in Bagdad lieferten sich US-Soldaten in der Nacht zum Montag ein Gefecht mit Scharfschützen. Mindestens ein Mann wurde festgenommen. Die meisten Geschäfte in Bagdad blieben am Montag geschlossen, Busse fuhren hingegen wieder.

In Bagdad forderten am Montag hunderte Menschen auf einer Demonstration mehr Sicherheit. Der Zorn der Demonstranten richtete sich dabei auch gegen die USA. "Islamischer Staat, islamischer Staat! Kein amerikanischer, kein amerikanischer", riefen Dutzende von ihnen.

Gemeinsame Patrouillen

Im restlichen Irak bemühen sich die alliierten Truppen unterdessen, weitere Plünderungen zu verhindern. In Basra, der zweitgrößten Stadt des Landes, gingen britische Soldaten erstmals zusammen mit irakischen Polizisten Streife, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Im Laufe des Tages sollen Marines auch in Bagdad gemeinsam mit irakischen Polizisten durch die eroberte Fünf-Millionen-Stadt patrouillieren, um Plünderern Einhalt zu gebieten.

Auch die Lage um die brennenden Ölfelder hat sich entspannt. Inzwischen kontrollieren die Koalitionstruppen nach US-Angaben alle Gebiete, in denen Ölfelder liegen. Eine einzige Ölquelle brenne noch im Norden des Landes und werde sobald wie möglich gelöscht, sagte Brigadegeneral Vincent Brooks in Katar. (APA/dpa/AP/Reuters)