Reykjavik - Das Beobachten der "sanften Riesen der Meere" bringt nach Ansicht der isländischen Fremdenverkehrsbetreiber mehr Geld, als der Walfang. Darüber hinaus hat der Wal-Tourismus international einen guten Ruf. Nun fürchten die isländischen Tourismus-Manager, dass die Regierung den Walfang wieder aufnimmt.

100 Minkewale, 100 Finnwale und 50 Seiwale sollen in den kommenden zwei Jahren zum Abschuss freigegeben werden, wenn es nach dem Willen der internationalen Walfang Kommission (IWC) geht. Die Fischerei-Ministerin Arni Matthiesen meinte, dass die Zahl ohnehin gering sei. Ebenso wie Japan argumentiert die Regierung in Reykjavik damit, den Walfang aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen wieder aufzunehmen, räumte aber gleichzeitig ein, dass ohne Export von Walfleisch nach Japan das gesamte Unterfangen zu teuer käme.

Reaktion

Bereits Anfang April reagierten die Fremdenverkehrsvertreter heftig auf diese neuen Vorschläge. Gemeinsam mit der Fluggesellschaft Icelandair, die zwischen 80 und 90 Prozent des gesamten Tourismus lukriert, sehen sich die Tourismusveranstalter in einer Sackgasse. Whale-Watching ist zu einer Haupteinnahmequelle für den Fremdenverkehr des nördlichsten Staates Europas geworden. Insgesamt haben die Waltouristen mehr als 16 Mio. Dollar ins Land gebracht. Darüber hinaus habe dies den internationalen Ruf des Landes verbessert, erklären die Veranstalter der isländischen Tourismusgesellschaft ITIA .

Mehr als 62.000 Fremde hatten 2002 an einer der zahlreichen Whale-Watching-Tours teilgenommen. 1995 waren es nur knapp 2.200 Touristen. Die Fremdenverkehrsmanager sehen die Entwicklung dieses Zweiges aber noch lange nicht als erschöpft: Bis 2007 sollen sich mehr als 100.000 Fremde an den Meeressäugern erfreuen. Im Gegensatz dazu bringe die Jagd auf die Säuger jährlich nur etwa drei bis vier Mio. Dollar, argumentieren Naturschützer.

Zutraulichkeit kann tödlich enden

Whale-Watching in Island zählt nach Ansicht der lokalen Fremdenverkehrsorganisation zu den Höhepunkten einer Island-Reise. "Die Chance hier mehrere verschiedene Walarten zu sehen, ist sehr groß", meint etwa Asbjorn Bjorgvinsson vom Husavik Whaling Center. "Blau-, Sei-, Finn-, Minke- und Buckelwale kommen sehr nahe an die Küste. Lediglich Pottwale sind in tieferen Gewässern weiter draußen zu beobachten", erklärt der Experte. Walfang und Walbeobachten könnten nicht gemeinsam existieren. "Die freundlichen Minkewale wären die ersten, die getötet werden würden, denn sie kommen sehr nahe an die Boote heran. Das wäre dann ihr endgültiges Schicksal", meint Bjorgvinsson. Der Walfang würde jedenfalls dem Beobachten ein Ende bereiten, zeigt sich der Spezialist überzeugt.

Whale-Watching begann als kommerzielle Aktivität vor der Küste Südkaliforniens im Jahre 1955. Mehr als 40 Staaten der Welt betreiben heute Basen, von denen Schiffe und Boote Interessierte zu den Meeressäugern bringen. Der Tourismuszweig zählt zu den am schnellsten wachsenden Branchen und ist für viele Fremdenverkehrsunternehmen heute ein wichtiger Bestandteil ihres finanziellen Erfolges, berichtet das Whale-Watching Center der Universität von Helsinki.(pte)