Junge FPÖ-Wähler zeigen Sympathie mit ausländerfeindlichen Haltungen. Linkswähler machen dagegen mobil.

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Wien - "Die ist lächerlich - ich halte von ihr gar nichts" , meint David (18). Und Markus (18) ergänzt: "Ich finde ihr Leugnen der Gaskammern nicht gut, denn rechtsradikal bin ich jetzt auch nicht" .

Selbst bei jungen FPÖ-Wählern kommt die Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz nicht gut an. Ihre eidesstattliche Erklärung zur Existenz von Gaskammern wirkt auf die Jugendlichen unglaubwürdig. Doch warum verzeichnet das rechte Lager stetige Zugewinne, besonders unter jungen Wählerschichten?

Der SchülerStandard hat sich unter jungen FPÖ-Wählern umgehört. Als Grund für die Tendenz nach rechts wird vor allem die Tatsache genannt, dass Heinz-Christian Strache in Wien für "mehr Ordnung" sorgen möchte. Was den ausländerfeindlichen Ton in seinem Wahlkampf betrifft, meint David, eigentlich Protestwähler, er schätze Straches "Direktheit" . Andere junge FPÖ-Wähler meinen, dass seit der Skinhead-Reportage Straches Vertrauenswürdigkeit gesunken sei. Sie seien sich nicht mehr sicher, ob der FPÖ-Parteiobmann nicht doch ein Nationalsozialist sei und "ein arisches Wien" wolle.

Zwar geben viele Jugendliche zu, FPÖ zu wählen, doch keiner von ihnen will sich mit Rechtsextremismus in Verbindung bringen lassen. Eine Studie des Instituts für Jugendkulturforschung in der akademischen Lehre aus dem Jahr 2008 zeigt, dass die größten Probleme der 14- bis 19-Jährigen mit den von rechten Parteien angesprochenen Themen übereinstimmen. Diese sind vor allem Angst vor der Arbeitslosigkeit und die Schwierigkeiten, die das Aufwachsen in einer Migrationsgesellschaft mit sich bringt.

Die Forderungen der FPÖ, schlecht integrierte oder kriminelle Migranten abzuschieben, finden bei vielen Jungen Anklang.

Rassistischer Klimawandel

Dazu meint Wolfgang Zimmer, Leiter der Beratungsstelle für Zivilcourage und Antirassismusarbeit (Zara), dass sich das Klima gegenüber Migranten in den letzten zehn Jahren ständig verschlechtert habe. Ein Grund sei vor allem die Veränderung der demografischen Verhältnisse. "Während der hohe Migrantenanteil sich früher auf wenige, geschlossene Viertel beschränkt hat, findet heute eine größere Vermischung statt. Dies führt zu Nachbarschaftskonflikten, die den Fremdenhass schüren" , sagt er.

Doch Zimmer kennt auch die andere Seite der Medaille: "Immer mehr Jugendliche interessieren sich für unsere Angebote" .

Die jungen Menschen, die weiterhin liberale Ansichten vertreten, können sich oft nicht erklären, warum ihre Altersgenossen für die FPÖ stimmen. Auf die Frage, warum etwa die Grünen weniger Zulauf erzielen, meinen sie, dass den Linksparteien die charismatischen Galionsfiguren fehlen würden. (orso, thirn, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2010)