Komisch, wie weit sich die ÖVP aus dem Fenster hängt, um die Strache-FPÖ in Schutz zu nehmen. Jüngstes Beispiel ist ein kruder Anti-Strache-Rap eines 17-Jährigen, der auf der Web-site eines SPÖ-Mitarbeiters, nicht auf der offiziellen SP-Website, kurz aufgetaucht war. VP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer sprach von einem "Gewaltvideo", das weder im direkten Umfeld einer Regierungspartei "noch sonst irgendwo" etwas verloren habe.

Schon, schon, nur vermisste man ähnlich starke Reaktionen, wenn es um Berührungspunkte etwa von Jungfreiheitlichen mit Neonazis im In- und Ausland geht. Etwa wenn Vertreter der ungarischen "Jobbik"-Partei im FP-Parlamentsklub empfangen werden. ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf wiederum exponierte sich auffällig in der Frage der Am Schauplatz-Reportage über Skinheads. Dabei ging es zwar eher gegen den ORF (der sturmreif geschossen werden soll) als für Strache, aber im Endeffekt entstand für die Öffentlichkeit der Eindruck einer Solidarisierung der ÖVP mit der FPÖ. Schließlich ist noch in Erinnerung, dass ursprünglich der eine oder andere mittlere VP-Funktionär Barbara Rosenkranz für eher wählbar als Heinz Fischer hielt.

Was ist in die ÖVP gefahren? Man kann nicht glauben, dass man dort eine Neuauflage der Katastrophen-Koalition mit der FPÖ für möglich hält. Aber welche Strategie soll dann sonst hinter dem Kuscheln mit Strache stecken?  (RAU, DER STANDARD, Printausgabe, 6.4.2010)