Jane Aldridge

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Als Jane Aldridge ihre ersten Blog-Eintrag ins Netz stellte, hoffte die 15-Jährige auf eine Handvoll Leser. Heute ist sie 18 und hat auf ihrem Blog "Sea of Shoes"jeden Tag etwa 70.000 Besucher. Magazine wie "Vanity Fair" und "Teen Vogue" haben über Jane Aldridge geschrieben, und sie hat auch schon selbst ihre ersten Schuhe entworfen, für den Designer Urban Outfitters.

"Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass Blogs einmal das werden können, was sie heute sind"

"Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass Blogs einmal das werden können, was sie heute sind", sagt die junge Frau. Die Fashion-Blogger sind zu einem wichtigen Faktor in der Branche geworden. Bei Präsentationen sitzen sie ganz vorn am Laufsteg neben den Redakteurinnen und Redakteuren der großen Modemagazine. Und sie arbeiten mit großen Mainstream-Marken beim Design neuer Entwürfe zusammen.

"Im vergangenen Jahr ist das geradezu explodiert", sagt die Ressortleiterin für Modenachrichten bei der "Teen Vogue", Jane Keltner. Und die Blogger werden immer jünger. Die 13-jährige Tavi Gevinson, Verfasserin des Fashion-Blogs "Style Rookie", hat dem Modesigner Rodarte dabei geholfen, Kleider für den Einzelhändler Target zu entwerfen. Sie ist auf dem Cover des Magazins "Pop" ebenso zu finden wie auf den Modeschauen in aller Welt. Ihre Kommentare erschienen auch schon im "Harper's Bazaar".

Der größte Kleidungshersteller in den USA, American Apparel, präsentierte Bloggerinnen wie Karla Deras in seiner Werbung. Und Marc Jacobs hat eine Tasche nach dem Blogger Bryanboy benannt.

Die großen Marken sind alle sehr daran interessiert, Kontakt zu Bloggern zu bekommen, die bereits eine große Anhängerschaft haben und als einflussreich gelten. Der Sprecher des Einzelhändlers Target, Joshua Thomas, erklärt, dies sei eine gute Möglichkeit, um den Kundenkontakt zu vertiefen. "Tavis Blog ist äußerst populär, und sie hat eine treue Anhängerschaft."

Der kanadische Einzelhändler Holt Renfrew hat sich bei der Schaufenstergestaltung an den Arbeiten von sechs Fashion-Bloggern orientiert, unter ihnen Jane Aldridge. Zurzeit gebe es schon fast eine Übersättigung mit Modebloggern, sagt Kreativdirektor John Gerhardt. "Aber diejenigen, die wirklich populär sind und ihre Anhänger haben, sind auch diejenigen, die wirklich ein Auge haben."

Vier Tage in der Woche mit der Kamera unterwegs

Jane Aldrigde hat zusammen mit ihrer Mutter Judy, die selbst ein Modeblog (Atlantis Home) betreibt, einen Trenchcoat für Gryphon gestaltet. Nach diesem Projekt sagte Gryphon-Designerin Aimee Cho, es habe ihr gefallen, wie Mutter und Tochter die gleichen Kleider hätten tragen können, aber jeweils etwas anders. "Ich denke, dass Kleidung Spaß machen sollte, und das mag ich an Jane und Judy." Blogger, vor allem im Teenager-Alter, ermöglichten einen ungefilterten Blick auf die Mode.

Aber laufen die jungen Blogger nicht Gefahr, von kommerziellen Interessen missbraucht zu werden? Der Kreativdirektor des Luxusartikelhändlers Barneys New York, Simon Doonan, sagt, er respektiere das Engagement für die Mode. Aber er mache sich auch Sorgen um die jungen Blogger, die schon in so frühem Alter so viel Aufmerksamkeit erlangten. Und Erfolg in der Modewelt verlange nicht nur Talent, sondern auch eine gewisse Reife.

Spaß

Tavi wehrt sich auf ihre Weise: "Viele Leute haben keinen Blick dafür, warum es mir bei meinem Blog überhaupt geht - um Spaß."

Für Jane Aldridge begann das Bloggen über Mode damit, dass sie sich in der texanischen Kleinstadt Trophy Club mit ihrem Interesse an Morde ziemlich allein gefühlt habe. Die Fotos in ihrem Blog zeigen oft sie selbst, in Trophy Club oder in den Wäldern der Umgebung, in den Sachen, die sie selbst gern trägt, vor allem hohe Stiefel. «Das ist auf seine Weise inspirierend, wenn man seine eigene kleine Welt erschafft.» Ihr letztes Schuljahr kann sie weitgehend daheim verbringen, und so fotografiert Jane Aldridge an vier Tagen in der Woche oft mehrere Stunden lang für ihr Blog.

Die junge Frau hat ihr Leben ganz auf ihr Blog ausgerichtet - und auf die Chancen, die sich daraus ergeben. Ende vergangenen Jahres fuhr sie so nach Paris, um am Crillon Ball teilzunehmen, eingekleidet von Chanel. Inzwischen braucht sie dieses Flair: "ich bin nicht sicher, ob ein normales Leben etwas für mich wäre." (APA/AP)