Ein in Österreich besonders gefürchteter Totalzusammenbruch osteuropäischer Staaten ist ausgeblieben, und es scheint, dass er auch nicht mehr kommt.

Trotzdem kann nicht zu einem „Business as usual" eingeschwenkt werden. Die Abhängigkeit von ausländischen Investitionen zusammen mit hoch exportorientierten Firmen bringt es mit sich, dass das Pflänzchen Hoffnung, das in den osteuropäischen Staaten ein Jahr nach dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise wächst, mickrig klein ist. Dazu kommt, dass insbesondere im Privatbereich vielfach auf Fremdwährungskredite gesetzt wurde und das Bedienen dieser Kredite ausgesprochen schwierig ist, wenn man in ungarischen Forint oder ukrainischen Griwna verdient. Darin steckt viel sozialer Sprengsatz.

Doch gibt es auch Grund zum Optimismus. Das hängt damit zusammen, dass weiterhin gilt, was der ursprüngliche Grund für die Ostexpansion österreichischer Banken und Unternehmen war: Die Menschen in diesen Ländern haben einen riesigen Nachholbedarf bei Infrastruktur, Waren und Dienstleistungen. Und sie haben eine hungrige, teilweise sehr gut ausgebildete Bevölkerung, die nach der jahrzehntelangen staatlich auferlegten Zwangszurückhaltung mit Freude daran geht, ihr Leben und den dazugehörigen Konsum so zu gestalten, wie sie es für richtig hält. Und auch die relativ niedrige Staatsverschuldung lässt Europas Osten im Vergleich zum Süden gut aussehen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.4.2010)