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Im Jahr 1977 zeigte man sich bei den japanischen Toho-Studios ratlos. Die Amerikaner hatten den Blockbuster erfunden, nun suchte man nach einer Gegenwaffe zu "Der weiße Hai", mit der man das Publikum zurückerobern konnte. Da erweckte ein Skript die Aufmerksamkeit des Studio-Präsidenten Isao Matsuoka: "Ich verstehe die Geschichte überhaupt nicht, aber das ist wahrscheinlich gut so." Sein Rat an den Autor: "Machen Sie es nicht zu etwas, das ich verstehen kann."

Der Experimental- und Werbefilmer Nobuhiko Obayashi hat sich mit seinem fröhlich-bunt-perversen Horrorstück "House" ("Hausu") jede Mühe gemacht, seinen Meister nicht zu enttäuschen. Wobei weniger die Handlung für Verwirrung sorgt als Obayashis überbordender Stil, der Versatzstücke aus Geisterfilmen, Teenagerkomödien und Melos mit spleenig-grellen Videoeffekten, blutigen Schockmomenten und einem kontrapunktischen Score der Rockband Godiego kombiniert.

Der Film variiert den Topos des verwunschenen Hauses am Land, in dem eine Gruppe von Mädchen ihre Ferien verbringen will, dann aber auf einfallsreiche Weise zu Tode kommt - ein gefräßiges Klavier, das die Finger beim Spielen bis zu den Knochen abkiefelt, oder mörderische Futon-Matratzen wird man nicht so schnell anderswo finden.

Eureka hat den Klassiker, der an den Kassen damals seine Pflicht erfüllt hat, nun in einem neuen Transfer und mit zahlreichen Interviews herausgebracht: eine Wohltat, nicht nur für Stadtmenschen. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)