Analyse von Pixeln soll individuelles Interface ermöglichen.

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Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb sie eigentlich jeden Tag zwischen unzähligen Computerprogrammen herumwechseln müssen, um die immergleichen wenigen Aktionen auszuführen. Weshalb kann in Word nicht ein "Play"-Button sein, mit dem ich die Musik meines Media-Players starten kann. Warum kann der Email-Client nicht gleich die Web-Suche meines Lieblings-Browsers integrieren? Der Grund dafür ist, dass hinter fast jeder Software eines Herstellers ein proprietärer, also eigenständiger, zu anderen Programmen inkompatibler Code steht. Im Gegensatz zum Internet, für das mit HTML eine einheitliche Programmiersprache gefunden wurde, die es erlaubt diverse Elemente wie Videos, Musik oder Grafiken von verschiedensten Webseiten in andere Webseiten einzubauen, gibt es bei Anwendungen, die auf Betriebssystemen wie Windows oder Mac laufen, keine universelle Verständigungsform.

Alles anders

Auf die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und Apple zu hoffen, dürfte vergebens sein. Doch ein neuer Ansatz zweier Computerwissenschaftler der University of Washington könnte das Interface und damit die Art und Weise, wie wir Computer benutzen, grundlegend verändern, berichtet Seattlepi.

Die Forscher wollen sich dabei eines Gemeinsamkeit aller Computerprogramme zunutze machen: Jede Software, jede Applikation, jedes Betriebssystem nutzt Pixel, um Informationen auf dem Bildschirm darzustellen. Ein Werkzeug namens "Prefab" kann Text, Buttons, Regler und viele andere grafische Elemente identifizieren, indem nicht der Code der Applikationen sondern die Pixel auf dem Screen analysiert werden.

Verschmelzen

Prefab könnte damit nicht bloß genutzt werden, um einen "Play"-Button aus dem Media-Player in das Textverarbeitungsprogramm einzubinden, sondern könnte es zumindest theoretisch auch ermöglichen, beliebige Funktionen diverser Anwendungen in einem Fenster zu verschmelzen - so wie es im Web bereits gemacht wird. 

Benutzerfreundlicher

Prefab kann dank Pixel-Analyse aber noch eine Reihe weiterer Funktionen erfüllen. Beispielsweise kann die Technologie es körperlich beeinträchtigten Menschen erleichtern, Computer zu bedienen. Anstatt jeden Button und Regler auf dem Bildschirm punktgenau ansteuern zu müssen, erkennt Prefab automatisch, welches Aktionsfeld sich am nächsten zum Mauszeiger befindet. Besonders praktisch daran ist auch, dass Programmierer diese Funktion nicht extra implementieren müssen. Dieser so genannte "Bubble Cursor" wird in einem Video genauer erklärt.

Andere Einsatzgebiete

Die Forscher erhoffen sich mit Prefab einen wahren Innovationsschub seitens der Entwickler. Neben den beiden angeführten Funktionen, stünden den Anwendern der Beschreibung nach die Türen offen für viele weitere Einsatzzwecke.

Beispiele dafür sind die "Übersetzung von Anwendungen, ohne den Source-Code einsehen zu müssen", "die Umwandlung von Webseiten oder Applikationen für mobile Endgeräte", "die Neuausrichtung von Programmmenüs", "das Redesign einer Anwendung oder sogar des gesamten Betriebssystems", sowie jede andere denkbare optische Veränderung einer Computersoftware.

Verbreitung

Die Prefab-Erfinder arbeiten zurzeit daran das Programm zu veröffentlichen. Geplant sei eine Download-Version unter Open-Source-Lizenz, um auch rasch eine Community rund herum aufbauen zu können.

(zw)