Von Berlin in die Berge: die Biotechnologin Katrin Bach.

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Auch wenn sie nicht immer den besten Ruf genießt - die Bedeutung sogenannter Grüner Biotechnologie wird weiter zunehmen. Davon ist Molekulargenetikerin Katrin Bach überzeugt: "Sie kann zur Lösung globaler Probleme wie Wasserknappheit, Temperaturänderungen und Versteppung beitragen. Dieses Potenzial muss den Menschen aber auch vermittelt und erklärt werden", ergänzt die 32-jährige FH-Dozentin am Management Center Innsbruck (MCI).

Ihre Aufgabe im Studiengang Umwelt-, Verfahrens- und Biotechnologie: den Schwerpunkt Grüne Biotechnologie - der Pflanzen und Landwirtschaft umfasst - ausbauen. Die gebürtige Berlinerin wechselte 2009 von Gatersleben in Sachsen-Anhalt ins Inntal. Gereizt hat sie die Ausrichtung des MCI als "unternehmerische Hochschule", weil ihrer Meinung nach ein so geprägtes Denken und Handeln wesentliche Qualitätsparameter jeder Hochschulausbildung sein sollten.

Ihr Wissen an junge Menschen weiterzugeben und es auch ankommen zu sehen, macht ihr Freude. "Neben fachlichem und methodischem Know-how möchte ich Verantwortung im Umgang mit Wissen und Technik vermitteln", sagt Bach. In praktischen Projektarbeiten werden ihre Studierenden demnächst konventionelle mit "Bio"-Lebensmitteln vergleichen, und zwar anhand von Eigenschaften wie Geruch, Geschmack, Aussehen und Farbe und ohne weitere Hilfsmittel. Bachs Prognose dazu: In einigen Bereichen werden die beiden Kategorien unterscheidbar sein.

Es steht aber noch nicht fest, ob allein so eine organoleptische Prüfung auf alle Gruppen von Nahrungsmitteln - also Fleisch, Milch, Obst und Gemüse sowie auch verarbeitete Produkte - anwendbar ist. In einem zweiten Schritt interessiert die Molekularbiologin deshalb, ob und inwieweit Unterschiede bei "harten Fakten" - also mikrobiellen und biochemischen Eigenschaften auftreten.

Die Ausbildung als Biologielaborantin bei der BASF AG nutzt ihr auch beim Aufbau von Kooperationen mit Biotech-Unternehmen in der Umgebung. Liegen doch dort ihre "praktischen Wurzeln". Die Anwendungsforschung passt für sie einfach zu ihrer Person: praktisch, benutzerfreundlich und eine gewisse Breite abdeckend, "wobei die Suche nach dem verbindenden Element in der Summe toller Einzelerkenntnisse nicht immer einfach ist".

Die Theorie des Gelernten ergänzte sie im Rahmen eines Biotechnologie-Studiums an der Fachhochschule Mannheim. Ihre Diplom- und Doktorarbeit schrieb sie an den Max-Planck-Instituten für molekulare Genetik und molekulare Pflanzenphysiologie, wo ihre akademischen Wurzeln wuchsen. Dort erlebte sie auch erstmals "das kreative, verknüpfende Element von Forschung, das mich immer wieder aufs Neue begeistert". Nach dem Doktorat wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ans Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben rekrutiert, wo sie Kandidatengene für den Ölgehalt in Raps identifizierte.

In Tirol fühlt sich die Großstadtpflanze freundlich und offen vom Bergvolk aufgenommen und macht viel mehr Sport als in ihren Berliner Jahren. Die Berge haben es ihr angetan, und im vergangenen Winter hat sie besonders das Rodeln für sich entdeckt. (Astrid Kuffne/DER STANDARD, Printausgabe 31.03.2010)