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Christian Fabjan: "Die Auswertungen der ersten Kollisionen werden wohl ein paar Wochen dauern."

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STANDARD: Was bedeuten die geglückten Kollisionen am LHC?

Fabjan: Das ist ein großer Schritt vorwärts in der Teilchenphysik. Der LHC ist eine extrem komplizierte Maschine, und wir haben sie jetzt bei einer Energie zum Laufen gebracht, wo man wirklich interessante Physik machen kann.

STANDARD: Was heißt "interessante Physik" konkret?

Fabjan: Zunächst einmal wird es darum gehen, die bereits bekannte Teilchenphysik gewissermaßen neu zu entdecken. Und zwar mit den neuen Daten, die wir aus dem LHC erhalten. Die Auswertungen dieser ersten Kollisionen werden wohl ein paar Wochen dauern. Und dann ist auch schon mit den ersten Publikationen zu rechnen.

STANDARD: Wie geht es jetzt am LHC weiter?

Fabjan: Wir werden in den nächsten Monaten bis Ende 2011 sukzessive die Kollisionsfrequenz erhöhen - aber nicht die Energie von sieben Teravolt (TeV). Dafür müssen wir erst die Maschine noch besser verstehen und weiter "trainieren". Umso mehr Kollisionen stattfinden, desto höher ist natürlich auch die Energie in der Maschine und desto leichter kann es zu Fehlern kommen.

STANDARD: Warum braucht es mehr Kollisionen?

Fabjan: Wir müssen so viele davon herbeiführen und analysieren, weil ja nur bei ganz wenigen etwas Spektakuläres geschieht. Am Dienstag lag die Frequenz nur bei rund 100 Teilchen pro Sekunden. Die wird dann auf rund eine Million und bis Ende 2011 auf zehn Millionen Kollisionen pro Sekunde erhöht werden. Und damit sind wir in einem Bereich, wo wirklich interessante Ergebnisse zu erwarten sind.

STANDARD: Was sind die Pläne für danach?

Fabjan: Dann wird es eine Pause von rund einem Jahr geben, um die Maschine auf die Endenergie von 14 TeV vorzubereiten. Um dann wirklich ganz neue Physik machen zu können. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 31.03.2010)