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Ein haitianischer Arbeiter setzt sich vor dem Wegräumen von Trümmern in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince eine Schutzmaske auf. Der Wiederaufbau soll mehr als acht Milliarden Euro kosten.

Foto: AP/Jorge Saenz

Den meisten Haitianern ist laut Studie am wichtigsten, wieder arbeiten zu können.

New York/Wien – Um 1,1 Milliarden Euro Spenden für Haiti baten UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Sonderbotschafter Bill Clinton im Februar. Es war der größte Spendenaufruf nach einer Naturkatastrophe in der Geschichte der Uno, 48 Prozent davon sind bisher eingegangen. Bei der Geberkonferenz für das vom Erdbeben am 12. Jänner schwer getroffene Land wird es heute, Mittwoch, um mehr als doppelt so viel Geld gehen: um 2,9 Milliarden Euro.

Eine Summe in dieser Höhe deckt laut Helen Clark, Leiterin des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, den Finanzbedarf des Karibikstaats für die nächsten 18 Monate ab, was eine Prüfung der haitianischen Regierung, unterstützt von der Uno, der EU, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank, ergeben hat.

Nach Einschätzung eines UN-Experten wird Haiti in den nächsten drei Jahren insgesamt 8,3 Milliarden Euro brauchen, die haitianische Regierung beziffert den Finanzbedarf für einen umfassenden Wiederaufbau in etwa mit derselben Summe. Wobei "Wiederaufbau nicht die Wiederherstellung der Situation vor dem Beben bedeutet" , wie in einem 55-seitigen "Aktionsplan für nationalen Wiederaufbau und Entwicklung Haitis" festgehalten wird. Wenn im Falle Haitis von Wiederaufbau die Rede sei, bedeute das vielmehr, eine Situation herzustellen, die eine Verwundbarkeit in diesem Ausmaß nicht wieder möglich macht, steht darin. Der durch das Beben angerichtete Schaden wird auf 5,8 Milliarden Euro geschätzt: eineSumme, die das Bruttoinlandsprodukt des Landes weit übersteigt.

Bei der Geberkonferenz, zu der Vertreter von rund 100 Staaten erwartet werden, soll der Aktionsplan als Diskussionsgrundlage dienen. Die USA haben im Vorfeld umgerechnet 741 Millionen Euro zugesagt. Die EU-Außenbeauftragte Kristalina Georgiewa versprach ebenso Geld – vorige Woche war von rund einer Milliarde Euro langfristiger Finanzhilfe die Rede gewesen. Welche Summe am Mittwoch präsentiert wird, war Dienstag noch nicht bekannt.

Zudem hat die Internationale Entwicklungsbank vergangene Woche beschlossen, Haiti die Schulden in der Höhe von 353 Millionen Euro zu erlassen.

Das meiste Geld, nämlich die Hälfte, soll in den sozialen Wiederaufbau (Gesundheitseinrichtungen, Nahrungsmittel, Wasser, Sanitäranlagen) fließen, 17 Prozent in die Infrastruktur und 15 Prozent in die Umwelt beziehungsweise ins Risiko- und Katastrophenmanagement.

Den Wiederaufbau selbst sollen die Haitianer übernehmen, worauf etwa das "Bares gegen Arbeit" -Programm der Uno abzielt. Nach einer Umfrage hat ein Arbeitsplatz für jeden vierten Haitianer oberste Priorität, für 22 Prozent sind Schulen, für zehn Prozent Unterkünfte das Wichtigste. Bei dem Beben waren etwa 1,3 Millionen Menschen obdachlos geworden, rund 220.000 Menschen starben. (Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2010)