RCZ. Ein schönes Kürzel. Steht für rassigen Coupé-Zuschnitt oder so. Das mit "rassig" stimmt jedenfalls, endlich baut Peugeot wieder einmal eine Pulsfrequenzbeschleunigungsmaschine; eventuell könnte man sich bei der Proportionierung eine längere Motorhaube und ein kürzeres Popscherl vorstellen. Vor dem anstehenden radikalen Designwechsel ist der RCZ aber – neben dem 407 Coupé – der schönste "Löwe" aktuellen Zuschnitts (was, sorry, Peugeot, nicht allzu schwierig ist). Details wie die beiden Alu-Bügel, die sich von der Motorhaube bis zur Heckpartie schwingen, verleihen ihm zusätzliches ästhetisches Raffinement, die markante Doppelwölbung in Dach und Heckscheibe ebenfalls.

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Besonders gespannt sein durfte man auf die Kapitel Fahrwerk und Handling. Ob es den Franzosen da gelänge, das knackige Versprechen der äußeren Form adäquat umzusetzen. Erster Eindruck von der Präsentation im Baskenland: Ja. Etwas ausführlicher formuliert: straffe, sportliche Dämpferabstimmung beim 1,6 THP mit 200 PS, nur wenig weicher beim Diesel, unerwartet direkte Lenkung, präzise Schaltung. Rätselhaft bleibt allerdings, warum das Sportlenkrad vom erwähnten 200-PS-Benziner nicht Serienausstattung ist – beim Diesel dreht man am (zu) großen Volant des 308 CC.

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Apropos Motoren: Drei 4-Zylinder gibt's, zwei Ottos, einen Diesel. Deren 156 bis 200 PS darf man, auch dies eine erste Testimpression, als gut gewählt bezeichnen; immer mehr als echter Glücksfall für Peugeot erweist sich, dass BMW im Motoren-Joint-Venture diese formidablen 1,6-Liter-Benziner entwickelt hat, dessen von Peugeot modifizierte 200-PS-Version übrigens (ab Sommer) erstmals bei den Franzosen zum Einsatz kommt. Bei dieser Maschine darf man auch den Soundingenieuren gratulieren: superfeinen Klang hinbekommen, Chapeau!

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Innen ist der Wiedererkennungswert hoch, man sitzt fraglos in einem Peugeot – und freut sich über die hohe Qualitätsanmutung. Könnte auch damit zu tun haben, dass der RCZ fast ein Österreicher ist: Er läuft bei Magna vom Band, die Grazer sind geradezu berüchtigt für ihre perfektionistische Ader, lange war der X3 Benchmark bei BMW, bei Peugeot will man sich wohl mit einer ähnlichen Leistung empfehlen.

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Überhaupt spricht der RCZ in multipler Hinsicht erstaunlich gut Deutsch (auch wenn Peugeot das nie so sagen würde): Für das Design zeichnet Boris Reinmüller verantwortlich. Die globale Werbekampagne wurde nach Wien vergeben, mehr dürfen wir noch nicht verraten. Und dann war da noch das Konzept. Es ist der Audi TT nicht nur erklärter Wunschgegner, er lieferte auch die "Wie pack ich's denn an?"-Blaupause.

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Baut der TT auf einer technischen Architektur auf, der auch VWs Golf entstammt, so bedient sich der RCZ kostenoptimal aus dem 308-Regal, optisch schlägt das ein wenig in der Frontpartie durch. Allerdings ist der Franzose erheblich günstiger als der Audi: Für den Fronttriebler-TT (160 bis 200 PS) legt man 35.281 bis 42.480 € hin, für den RCZ 28.400 bis 32.110 € – Demokratisierung nennen die Franzosen das, also Leistbarmachen für breite(re) Massen.

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Mit einem ähnlichen Rezept sorgte man schon 2000 für Furore, mit dem 206 CC, der das Festdach-Cabrio-Konzept des elitären Mercedes SLK – ähm: adaptierte; das Auto schlug ein wie eine Bombe.
Peugeot setzt also unterschwellig, wegen guter Erfahrungen, auf breiter Basis auf die (pseudo)alemannische Karte. Und in Österreich zudem auf die österreichische, recht so. Was wächst Europa doch zusammen! (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/26.3.2010)

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