Da haben sie sich angestellt, die großen und die kleinen Buben: Der Aco und der Georg, der Erich und der Roman, der Henrik und der Theo. Bitte einmal fahren oder wenigstens mitfahren. Ganz ehrfürchtig haben sie einen Wert rezitiert:
555 PS.

Foto: Werk

Weil es im Prinzip ja schon spannend ist, wie sich 555 PS anfühlen. Jetzt ganz wertfrei gesprochen: schon arg. Aber so arg auch wieder nicht. Weil der X6 kein schlanker Sportwagen, sondern ein richtig großes Auto ist und deutlich mehr als zwei Tonnen Gewicht zu bewegen sind. Da sind 555 PS dann auch wieder nicht so spektakulär.

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Um eine Erklärung für die exakt fünfhundertfünfundfünzig PS zu finden, braucht man nur einen Blick auf die ebenfalls gut motorisierte Konkurrenz zu werfen: Porsche Cayenne Turbo S. 550 PS. Da gilt bei BMW: Darf's ein bisserl mehr sein?

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Im Prinzip bewegen wir uns hier in einer automobilen Liga, die von vielen Menschen, ob Autofahrer oder nicht, nicht unbedingt als sehr sympathisch empfunden wird. Groß, teuer, laut. Von allem zu viel. Vor allem im Verbrauch und im Ausstoß. Rücksichtslos. Maßlos. Und dennoch verkaufen sich diese Autos gut. Und man muss sagen: Sie fahren sich auch gut. Und wenn BMW ein M dazumacht und die Leistung auf 555 PS anhebt (der X5 M hat den gleichen Motor), dann wird das für viele Leute eben richtig spannend.

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Zum X6 M lässt sich sagen: Die 555 PS wecken eine Erwartungshaltung, die sich dann nicht ganz befriedigen lässt. Eben weil der X6 kein Sportwagen ist, sondern ein SUV, ein massiger Geländewagen. Gut und ausreichend motorisiert. Und natürlich mit einem exzellenten Fahrwerk versehen, das auch den forcierten Galopp erlaubt. Aber letztlich ist es ein Geradeausfahr-Auto, die Wucht der Beschleunigung lässt sich nur dann angstfrei erleben, wenn genug Platz nach vorne hin da ist.

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So ging es allen Buben, die sich anstellten, um einmal 555 PS zu fahren: schon toll, aber so toll auch wieder nicht. Insgesamt ist der Wagen zu wuchtig und weich, als dass er die theoretische Leistung praktisch handhabbar auf die Straße bringen könnte. Da fühlen sich die 485 PS im Nissan GT-R zehnmal ärger an, aber das ist ein ganz anderes Auto und natürlich überhaupt nicht vergleichbar.
Der X6 M ist eben kein Auto für Raser und Rennfahrer, es ist ein überaus komfortables und gemütliches Auto, das über genügend Leistungsreserven in allen Lebenslagen verfügt.

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Und der Erich hat eine ganz interessante Entdeckung gemacht, die nicht nur für den X6 M, sondern auch für viele andere Autos gilt, aber im X6 M ist es ihm ganz besonders aufgefallen, und zwar, als er am Beifahrersitz gesessen ist und der Roman die 555 PS gekitzelt hat, da hat der Erich immer wieder voller Schreck ins Leere gegriffen, weil es nämlich nichts mehr zum Anhalten gibt. Die Anhaltegriffe auf der Beifahrerseite sterben aus. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/26.3.2010)

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