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Jeder will das iPads, trotz zahlreicher Kritikpunkte

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Steve Jobs

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Am 3. April beginnt in den USA der Verkauf von Apples neuestem (und vermutlich wichtigstem) Zögling - dem iPad. Bereits jetzt ist das "magische und revolutionäre" Tablet ausverkauft. Wer nun bestellt, muss mit zwei Wochen Wartezeit rechnen, bis er das iPad in Händen halten kann - und potentielle Kunden anderer Nationen müssen sich noch länger gedulden. Der Hype und die Nachfrage nach dem Tablet sind so groß, weil es von Steve Jobs Firma Apple kommt - jenem Unternehmen, das den Personal Computer Ende der 70er Jahre populär machte, das mit iTunes und iPod die Musik- und mit dem iPhone und App Store die Mobilfunkwelt auf den Kopf gestellt hat, bringt es Newsweek-Autor Daniel Lyons auf den Punkt. Auch das iPad wird das wieder schaffen, allerdings ist der Preis dafür kein geringer. Damit sind nicht die (für Apple relativ günstigen) 500 US-Dollar für das billigste iPad gemeint, sondern das geschlossene und durch Apple kontrollierte Öko-System des Tablets.

Kritik und Begeisterung

Die Stimmen der Kritik an Apple und dem iPad mögen zur Präsentation und auch jetzt noch laut sein - immerhin schließt Apple mit der fehlenden Unterstützung von Flash viele Inhalte aus. Und auch an der Aufnahmepolitik für den App Store gibt es scharfe Kritik, die schon im vergangenen Jahr die Federal Communications Commission (FCC) auf den Plan rief. Das hohe Interesse der Kunden spricht jedoch eine andere Sprache. Bei der Präsentation habe das iPad auch bei Lyons keinen besonders guten ersten Eindruck hinterlassen. Nachdem er es jedoch zum ersten Mal ausprobieren konnte, habe er seine Meinung rasch geändert. "Es ist eine größere Version des iPod Touch, richtig? Dann habe ich die Chance bekommen, ein iPad auszuprobieren und es traf mich: ich will eines", schreibt der Autor, der auch als Blogger "Fake Steve" mit zynischen Kommentaren und Seitenhieben auf Apple und dessen CEO in Erscheinung tritt.

Intuitives Interface

Das iPad besitze das Potential die Art des Computings zu verändern, so Lyons. Mit dieser Ansicht steht der Autor nicht alleine dar. Das Interface sei so intuitiv, dass es die Erwartungen und Anforderungen von Nutzern an Computern verändern werde. Das iPad könne zu Fernseher, Zeitung und Bücherregal werden. Durch einen eigenen Prozessor habe Apple die Performance und Integration mit dem Betriebssystem iPhone OS verbessern können. Im App Store stehen bereits jetzt rund 150.000 Anwendungen zur Verfügung und für das iPad sollen noch weitere hinzukommen, unter anderem eine angepasste Version von iWorks. Über iTunes stehen Musik, Hörbücher und (bislang nur in den USA) auch Filme und TV-Serien bereit. Schließlich wird es für das iPad noch einen eigenen Bücher-Shop geben. Alles funktioniert reibungslos und greift nahtlos ineinander.

"Faustianischer Handel"

Lyons nennt den Erwerb des "magischen" iPads mit seiner tollen User Experience jedoch einen "Faustianischen Handel". Denn wer ein iPad erwirbt (ebenso wie ein iPhone oder einen iPod Touch) muss sich Steve Jobs Regeln unterwerfen. Und die sehen vor, dass es zwar einen großen Content-Pool für das Tablet gibt, dieser wird jedoch streng von Apple kontrolliert. Was den Kriterien nicht entspricht, darf nicht hinein. "Seien wir ehrlich: Jobs und seine Crew lassen die Church of Scientology wie eine Gruppe gelassener Schnuckelchen aussehen", so der Autor. Apples Kontrolle gehe so weit, dass kaum ein Entwickler ein echtes iPad zum Testen bekommen habe. Und alle, denen ein Gerät anvertraut worden sei, hätten es nur unter höchster Geheimhaltung nutzen dürfen.

Hype hält an

Analysten und Marktforscher gehen dennoch davon aus, dass Apple Kunden und Entwickler weiterhin bei der Stange halten kann. Zu den größten Enthusiasten zählen etwa die Entwickler von Tapulous, die mit Games wie Tap Tap Revenge pro Monat eine Million US-Dollar Umsatz machen sollen, und (natürlich) Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Er soll bereits drei iPads vorbestellt haben und sich zum Spaß bei Verkaufsstart auch wieder in der Schlange vor einem Apple Store anstellen. Es sind aber nicht nur die Fanboys, die sehr ernst nehmen, was aus Apples Erfolgsschmiede kommt. Nachdem Tablets in den vergangenen Jahren immer wieder gefloppt waren, versuchen es nun auch andere Hersteller in Apples Windschatten erneut. Wie und wofür Kunden das iPad tatsächlich nutzen werden, kann auch Steve Jobs nicht vorhersagen. Auf Apples Umsatz wird es aber auf jeden Fall eine magische, wenn auch nicht unerklärliche Wirkung haben. (br)