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Kanada ist weithin bekannt dafür, seine Kulturszene mit politische Mitteln zu schützen. Um einer direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen, hat der amerikanische Buchriese Amazon bislang in Kanada lediglich über ein Schlupfloch agiert. Über das eigene Kanada-Portal amazon.ca konnten Kunden Waren bestellen, Amazon selbst hatte jedoch keine Angestellten und keine physische Präsenz über der Grenze. Mit der geplanten Eröffnung der ersten Amazon-Vertriebszentrale in Kanada ist die Debatte um den Schutz der landeseigenen Literaturszene nun jedoch voll entbrannt, berichtet der Guardian.

Die Angst von dem übermächtigen Nachbarn USA kulturell überrannt zu werden, steht hinter den politischen Initiativen Kanadas, die eigene Szene zu schützen. Deshalb behält sich die Regierung ein Mitspracherecht bei der Präsenz ausländischer Unternehmen im eigenen Land vor. Im speziellen Fall fürchten nun ansässige kleine Buchhändler von dem international operierenden Unternehmen verdrängt zu werden. Für die Literaturszene seien die unabhängigen Buchhandlungen, die jungen und noch unbekannten Autoren eine Bühne bieten würden, jedoch äußerst wichtig.

Förderungen auf dem Spiel

"Die Dinge bei denen unabhängige Buchhandlungen gut sind - die Förderung der Szene und der lokalen Kulturen könnten aufs Spiel gesetzt werden", so die Kritik von Stephen Cribar, Präsident der Canadian Booksellers Association. Da Kanada mit eigenen Regelungen für heimische Inhalte in Radio, Fernsehen und den Bücherregalen die Kulturszene zu schützen versucht, gibt es bislang keine ausländischen Buchhandlungsketten im Land.

Einzig der kanadische Händler Indigo kann so etwas wie landesweite Verbreitung aufweisen. Sollte die kanadische Regierung Amazon nun gewähren lassen, könnte sich das jedoch bald ändern, fürchtet Cribar. "Wenn ihnen das nun gestattet wird, könnte das die Tore für andere öffnen. Wir könnten dann bald Barnes&Noble in Kanada haben." (pte)