Der ORF kommt voran. Eine Denktruppe entwirft ORF-1-Visionen. Und was den Club 2 anbelangt, stellte die Spezial-Ausgabe (Was darf Journalismus?) einen Beweis für Aktualität bedenkende Reflexe dar. Oft dachte man, der Club wäre (was Themen anbelangt) eine weltferne Tafelrunde. Insofern gut.
Möge sich der Zustand gestalterischer Wachheit hinkünftig jedoch nicht nur zwecks ORF-Selbstverteidigung einstellen!

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Es wirkte skurril, wie sich im Club-Moderator die ganze Nervosität der ORF-Leitung zu bündeln schien, wo doch Rudolf Nagiller neutral hätte sein sollen. Mit seinen am Ende fast geschrienen Einwürfen machte er es dem FPÖler, der gerne ORF-Kampagnen sieht, leicht, sich verfolgt zu fühlen. Zudem zieht der Seher wohl unbewusst den Grad an Erregtheit als Maßstab heran, wie viel jemand zu verbergen hat.

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So schien es, als hätte der ORF ein Problem; recht untergriffig wirkte ja auch ORF-Magazinchef Johannes Fischer. Am Ende hob er gar ins Philosophische ab ("Wo beginnt journalistische Manipulation? Bei der Schminke, beim Licht!") und versuchte allen Ernstes, den FPÖler zu beruhigen: Man hätte ihn, den FPÖler, ja auch so anleuchten können, dass er als Quasimodo rüberkommt. Nagiller sah darin leider ein brauchbares Schlusswort.

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Wollte der ORF Druck aus einem ihn quälenden Thema nehmen, den FPÖler beruhigen, indem er ihm eine Plattform bot, den Vorwurf anzubringen, eine Schauplatz-Doku hätte Skinheads animiert, bei einer FPÖ-Veranstaltung Hitler-Parolen zu kreischen, ist die Übung misslungen. Dass man den FPÖler dazu brachte, seine Hörprobleme (war's "Sieg Heil" oder "Heil Hitler"?) zu erörtern, war ein schwacher Trost. (Ljubiša Tošiæ/DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.3.2010)

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Club 2: Was darf Journalismus?

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