Salzburg - Eine "Ausfallshaftung" , die nur dann schlagend werde, wenn Kartenverkauf, Sponsoren und Förderer die Ausgaben der Osterfestspiele nicht mehr bedecken können - so versucht Salzburgs Lokalpolitik jene Vereinbarung zu verkaufen, nach der Stadt, Land und Tourismusförderungsfonds zusammen in Zukunft insgesamt eine Million Euro jährlich für das zuletzt skandalgeschüttelte Nobelfestival zur Verfügung stellen werden.

De facto dürfte dies jedoch keine Rolle mehr spielen. Denn nach der Kuratoriumssitzung Donnerstagnachmittag sagte Olaf Maninger, Medienvorstand der Berliner Philharmoniker, dies sei "alles relativ egal, denn wir werden das Geld brauchen" . Auch der Anwalt der Berliner und Interimsgeschäftsführer der Osterfestspiele, Peter Raue, geht davon aus, dass die Million "im Wesentlichen auch ausgegeben wird" .

Darauf deutet auch die aktuelle wirtschaftliche Situation des Festivals: Trotz einer Auslastung von 85 Prozent wird für das laufende Geschäftsjahr ein Minus von 880.000 Euro erwartet. Wenn in Zukunft wie geplant verstärkt Jugendaktivitäten gesetzt und die hohen Kartenpreise um 30 Prozent gesenkt werden, werden die Osterfestspiele wohl noch mehr Verlust einfahren.

Bis zum Inkrafttreten der vorerst auf fünf Jahre befristeten Ausfallshaftung und der Neuorganisation im Jahr 2012 wird der Osterfestspiel-Förderverein das Gros der Abgänge bestreiten und dafür einen Teil seiner Rücklagen (derzeit 1,8 Millionen Euro) auflösen. Der Verein werde aber, auch nach 2012, seinen Finanzpolster "nur im Rahmen seiner Budgetpolitik" angreifen, sagte Raue. Das heißt, dass Rücklagen in der Höhe von etwa 750.000 Euro nicht angetastet werden sollen.

"Damit muss man leben"

Das Grundproblem bei den Osterfestspielen sei eben, "dass sich eine Opernproduktion mit zwei Aufführungen einfach nicht rechnet" , sagt Co-Geschäftsführer Bernd Gaubinger: "Damit muss man leben" , denn daran will auch künftig niemand rütteln.

Im Salzburger Gemeinderat soll am 12. Mai über die "Ausfallshaftung" abgestimmt werden. Widerstand kündigte am Freitag die grüne Bürgerliste an, die das Vorhaben als "kostspieliges Osterei" bezeichnet. Sollte die Haftung wirklich schlagend werden, würde sich die Subvention für die Stadt mehr als verdreifachen. (Markus Peherstorfer, DER STANDARD/Printausgabe 27.3./28.3.2010)