Moderatorin Karin Bauer diskutierte mit Paulus Stuller (Wirtschaftskammer), Sabine Oberhauser (ÖGB) und Christian Arbeiter (SAP Österreich) über "Diversity für PersonalistInnen".

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"Wir haben noch mit jeder Regelung ein Auskommen gefunden, auch wenn sie keine Begeisterung ausgelöst hat", sagte Georg Horacek, Senior Vice President Human Resources der OMV AG und Präsident des Forums Personal im Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ), am Dienstagabend. Seine Feststellung bezog sich auf die Stellungnahmen dreier Diskussionsteilnehmer zur Frage: "Was bedeutet Diversity heute und morgen für PersonalistInnen?"

Auf Einladung des ÖPWZ hatten sich Christian Arbeiter, Human Resources Manager bei SAP Österreich, Sabine Oberhauser, Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und Nationalratsabgeordnete der SPÖ, und Paulus Stuller, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien (WKW), zum Thema ausgetauscht. Karin Bauer, Leiterin des Karrieren STANDARD, moderierte.

PR-Gag

Für Oberhauser erscheint die Diskussion über Diversity in Unternehmen oft "als PR-Gag". Deren Bejahung sei "in vielen Fällen nur ein Lippenbekenntnis". So verwies sie zu Beginn der Veranstaltung gleich auf die gesetzlichen Grundlagen zur Beschäftigung von Menschen mit einer Behinderung, von der sich ein Unternehmen auch freikaufen kann.

Dabei sollte jede Organisation die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln, nahm sie auch ihre Partei und den Gewerkschaftsbund in die Pflicht, an denen sie kritisierte: „Die Partei hat eine Quotenregelung festgeschrieben, wonach 40 Prozent der Funktionen mit Frauen besetzt werden sollten. Das funktioniert nicht." Im ÖGB, der Funktionäre aus den einzelnen Sektionen je nach deren jeweiliger Zusammensetzung berufe, sei jedoch klar: "Wenn eine Fraktion für eine weiblich zu besetzende Stelle keine Frau nominiert, dann bleibt der Platz leer." Was natürlich keiner wolle, ergo: "Frauen werden sichtbar."

Vielfalt schafft Kreativität

"Ich halte überhaupt nichts von Quoten", gab WKW-Vize Stuller zu, der im Übrigen „eine entschieden andere Wahrnehmung" der Situation habe - zumindest in der Bundeshauptstadt. "Gerade in Wien hat die Wirtschaftskammer das Thema sehr vorangetrieben", bis hin zum DiversCity-Preis, mit dem unternehmerische Vielfalt ausgezeichnet wird: Rücksichtnahme auf das Geschlecht, das Alter, die ethnische Zugehörigkeit, die Religion, Behinderungen und sexuelle Orientierungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

"Ich freue mich auf den Tag, an dem das Diversity-Referat der Wirtschaftskammer nicht mehr nötig ist", so Stuller, der allerdings befürchtet, "dass ich das nicht mehr erleben werde". Und schließlich relativierte er: Wenn es darum gehe, entsprechende "Signale an die Gesellschaft" zu senden, könnte eine befristete Quotenregelung funktionieren.

In Wahrheit könne es sich ein Unternehmen gar nicht leisten, "auf Vielfalt zu verzichten", sagte SAP-Personalchef Arbeiter. Er verwies auf Studien, laut denen die Mitarbeiter mit gleichgeschlechtlicher Orientierung oder verschiedener Religonszugehörigkeit das Arbeitsleben bunter machen, kreative, neue Ideen einbringen und damit zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen. (Bernhard Madlener/DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.3.2010)